Bei Asthma konzentriert man sich während eines  Anfalls auf die Symptomatik (= Zweig, Manifestation der Erkrankung) und zwischen den Anfällen auf die Syndrome (= Wurzel, Ursache der Erkrankung).

Zur Behandlung der Symptomatik des Anfalls benutzt man folgende Punkte:

Lu 7 (liè quě), Di 4 (hé gǔ) und Extrapunkt ding chuǎn. Alle werden durch Drehen sedierend manipuliert

Zur Behandlung zwischen den Anfällen empfiehlt sich folgende Therapie:

Moxibustion über einer Ingwerscheibe an den Punkten Bl 13 (fèi shū) und LG 10 (Iíng tái) am ersten Tag, an Bl 23 (shèn shū) am zweiten Tag, über KG 17 (dàn zhōng) und KG 22 (tiān tú) am dritten Tag, und dann von vorne beginnend, jeweils 5 bis 7 Moxakegel an jedem Punkt. Neun Behandlungen bilden einen Therapiezyklus.

Fallbeispiel: Asthma

Ein 13jähriger Junge litt seit fünf Jahren an Asthma, das nach einer Erkältung begonnen hatte. Anfänglich hatte er 2 bis 3 Anfälle im Jahr. In den letzten Jahren wurden die Anfälle jedoch häufiger und nun hatte er 5 bis 6 Anfälle pro Jahr. Es wurden schon verschiedene Therapieverfahren erfolglos angewendet.

Am Tag vor unserer Behandlung hatte er wiederum einen Anfall. Bei der Untersuchung hatte der Patient ein ausgemergeltes, fahles Gesicht, keuchenden Atem, Völlegefühl in der Brust, Atemnot mit wenig Husten, einen spärlichen und dünnflüssigen Ausfluss aus der Nase, einen schmalen und gespannten Puls (xì xián).

Entsprechend der oben beschriebenen Behandlungsprinzipien wurden die Punkte Lu 7 (liè quě) und Di 4 (hé gǔ) akupunktiert, jeweils 5 fěn tief und mit sedierender Manipulation durch Drehen und Rotieren der Nadel. Das Nadelgefühl strahlte in den Daumen und Zeigefinger aus. Diese Behandlung sollte die Energie der Lunge zerstreuen und das qì des Dickdarmmeridians kräftig reinigen (xuān tóng fèi dà cháng zhi qì), um so die Funktion wieder herzustellen, das Trübe hinabzuführen und das Klare heraufzuleiten (shěng qīng jiàng zhuó) und den Punkt dìng chuǎn zu unterstützen, die Atemnot zu lindern.

Am Punkt dìng chuǎn wurde das Nadelgefühl in den Rachen geleitet.

Jede Nadel wurde zehn Minuten liegen gelassen. Anschließend waren die Symptome gelindert. Im Weiteren wurde Moxibustion empfohlen, um so die Ursache zu behandeln.

Im Hochsommer kam der Patient, um die Moxibustionstherapie machen zu lassen. Er wurde über Ingwer moxibustiert, um die Lunge zu stärken, die Nieren zu nähren (yì féi bǔ shèn), einen gleichmäßigen Fluss von qì zu erreichen und von Schleim zu entlasten (shùn qì huò tán).

Drei Punktgruppen wurden angewendet:

Bl 13 (fèi shū), LG 10 (Iíng tái), Bl 23 (shèn shū), KG 17 (dàn zhōng), KG 22 (tiān tú). An jedem Tag wurde eine andere Gruppe von Punkten behandelt mit 5 bis 7 Kegeln an jedem Punkt. Neun Behandlungen (drei für jede Gruppe) bildeten einen Therapiezyklus. Die Bedeutung des Rezeptes ist folgende: Bl 13 (fèi shū) stärkt die Funktion der Lunge (péi yì fèi qì), Bl 23 (shèn shū) nährt das qì der Nieren (tián bǔ shèn qì), KG 17 (dàn zhōng) ordnet das qì (shùn qì), LG 10 (Iíng tái) wirkt antiasthmatisch (zhǐ chuǎn), KG 22 (tiān tú) treibt den Schleim heraus und erleichtert die Bronchien. Nach einem Therapiezyklus war er bei der Nachuntersuchung ein ganzes Jahr ohne Anfall geblieben.

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