Die Hauptpunkte zur Behandlung von Asthma sind die Punkte Bl 13 (fèi shū), LG 14 (dà zhuī) und Bl 12 (fěng mén). Bei allergischem Asthma kann man mit Akupunktur und Moxibustion an diesen Punkten zufriedenstellende Ergebnisse erzielen, unabhängig von Geschlecht, Dauer und Verlauf der Erkrankung.

Als zusätzliche Punkte verwende ich

  • bei Husten, Auswurf und Atemnot bei asthmatischer Bronchitis: Lu 5 (chǐ zé) und Lu 9 (tài yuān);
  • bei reichhaltigem Auswurf: KG 12 (zhōng wǎn) und Ma 36 (zú sān Iǐ);
  • bei Obstruktion der Trachea durch Sputum: KG 22 (tiān tú) und KG 17 (dàn zhōng);
  • bei Verschlimmerung des Asthma durch Bewegung oder körperliche Anstrengung: Bl 23 (shèn shū), KG 4 (guān yuán) und N 3 (tài xī);
  • bei Palpitationen: Bl 14 (jué yīn shū) und Bl 15 (xīn shū);
  • bei komplizierender Erkältung: Di 4 (hè gǔ) und Lu 7 (liè quě).

Manipulation der Nadeln bei Asthma

Um ein gutes und sicheres Behandlungsergebnis zu erzielen, sind die Einstichrichtung und -tiefe sowie die Art der Manipulation mit Sedierung oder Tonisierung von Bedeutung. Besonders bei den drei Hauptpunkten, die alle am Rücken liegen, muss die Tiefe und Richtung, in der man die Nadeln vorschiebt, sorgfältig bedacht werden. Eine zu oberflächliche Akupunktur würde kein gutes Ergebnis erzielen, während zu tiefes Nadeln tieferliegende Strukturen verletzen kann.

Am Punkt LG 14 (dà zhuī) wird eine 1,5 cùn lange dünne Nadel etwa 1 bis 1,3 cùn tief eingeführt, so dass ein Gefühl der Dehnung und Schwere entsteht.

Die Punkte Bl 13 (fèi shū) und Bl 12 (fěng mén) sollten nicht sehr tief gestochen werden, weil sie am oberen Rücken liegen und innere Organe unmittelbar darunter. Bei einem durchschnittlich gebauten Erwachsenen ist es ausreichend, wenn man eine 1 cùn lange dünne Nadel etwa 5 bis 8 fěn tief einführt, um ein Nadelgefühl zu erhalten. Dann lässt man die Nadeln 20 Minuten liegen und kann in dieser Zeit zwei- bis dreimal manipulieren mit Heben und Senken oder Drehen und Rotieren, je nachdem ob man sedieren oder tonisieren will.

Bei Kindern von etwa zehn Jahren soll man am Punkt LG 14 (dà zhuī) mit einer 1 cùn langen Nadel und an den Punkten Bl 12 (fěng mén) und Bl 13 (fèi shū) mit einer 5 fěn langen Nadel nur bis zu einer Tiefe von 2 bis 3 fěn nadeln und die Nadeln kürzer belassen.

Bei Kleinkindern unter einem Jahr benutzt man eine 5 fěn lange dünne Nadel und sticht die Punkte nur an, ohne die Nadel liegen zu lassen.

Während eines Asthmaanfalles ist eine Sitzung an jedem Tag ausreichend; wenn das Giemen und die Atemnot verschwunden sind, reicht es auch aus, wenn man an alternierenden Tagen behandelt. Zehn Sitzungen bilden einen Therapiezyklus. Weitere ein bis zwei Zyklen kann behandelt werden mit jeweils 3 und 5 Tagen Pause dazwischen. Da Asthma eine rezidivierende Erkrankung ist, sollten 1 bis 2 weitere Therapiezyklen im nächsten Herbst und im Sommer gegeben werden, um den Effekt zu konsolidieren, und zwar unabhängig, ob es zu einem Rückfall gekommen ist oder nicht.

Je nach dem körperlichen Zustand des Patienten und dem Charakter der Erkrankung nach Hitze und Kälte kann auch moxibustiert oder geschröpft werden, um die Energie der Eingeweide zu regulieren und das therapeutische Ergebnis zu verbessern. Bei Asthma vom Mangel-Typ mit Kältezeichen kann Akupunktur mit Moxibustion kombiniert werden. Bei überschießendem yáng oder bei Komplikation durch Infektion und Hitze kann man nach der Akupunktur schröpfen.

Während der Therapie soll man alles vermeiden, was das Asthma auslösen und verschlimmern kann, wie z. B. Rauchen, Trinken, sich erkälten, Essen von kalten und rohen Speisen, stark gewürzten Speisen, Krabben, Shrimps und ähnlichem.

Fallbeispiel: Asthma

Ein 16jähriger Student klagte über Asthma, das er seit 14 Jahren hatte und das sich in den letzten drei Jahren verschlimmert hatte. Er bekam jeweils bei fremdartigen Gerüchen oder Erkältungen einen Asthmaanfall. Im örtlichen Krankenhaus wurde Bronchialasthma diagnostiziert, und er wurde häufig mit Ephedrin, Aminophyllin und Cortison behandelt, was ihm jedoch nur kurzzeitig half. Der derzeitige Anfall war ein Status asthmaticus, welcher bislang weder auf orale noch auf intravenöse Therapie reagierte.

Bei der Untersuchung sahen wir einen fahlen Gesichtsausdruck, der Patient war ausgemergelt, er hatte Atemnot bei angehobenen Schultern, Rasselgeräusche in der Trachea, einen gelben klebrigen Auswurf, der schwer hochzubringen war, Lippen und Zunge waren pinkfarben und trocken, die Handflächen und Fußsohlen fühlten sich fiebrig an, der Puls war schlüpfrig und beschleunigt (huá shuò). Bei Auskultation waren Rasselgeräusche und Giemen über der ganzen Lunge zu hören.

Die Behandlung bestand darin, die Lunge zu dispergieren, den Schleim aufzulösen und die Atemnot zu dämpfen (xuān fèi huà tán píng chuǎn). Bl 13 (fèi shū), LG 14 (dà zhuī)und Bl 12 (fěng mén) wurden akupunktiert und die Nadeln nach Auslösen des Nadelgefühls 30 Minuten liegen gelassen. In dieser Zeit wurde dreimal manipuliert. Am Punkt LG 14 (dà zhuī) wurde nach Entfernung der Nadel geschröpft. Der Schröpfkopf wurde zehn Minuten liegen gelassen. Unmittelbar danach war der Patient von der Atemnot befreit, allerdings war das Giemen nicht beseitigt. Drei weitere Behandlungen brachten ein vollständiges Verschwinden aller Symptome.  Noch ein Jahr nach der Behandelt hatte der Patient keine Beschwerden gehabt.

empfehlung

Qi – Zeitschrift für Chinesische Medizin

Die Zeitschrift Qi wendet sich an alle Ärzte und Therapeuten, die im Bereich der Chinesischen Medizin tätig sind. Im Fokus stehen Schwerpunktthemen zu aktuellen klinischen Fragestellungen mit hoher Praxisrelevanz. Sie werden von einem internationalen Autorenteam beleuchtet. Über Arzneitherapie, Akupunktur, manuelle und übende Verfahren bis hin zur Diätetik werden alle Aspekte der Chinesischen Medizin integriert. Weiterbildung und ein Überblick zum Stand der aktuellen klinischen Forschung sind weitere feste Bestandteile der Zeitschrift.