Bettnässen (Enuresis) bei Kindern wird meistens durch angeborene Schwäche der Nierenenergie verursacht (xiān tiān shèn qì bù zú), die den Urogenitalbereich nicht mehr festigen kann (xià yuán bù néng gù shè). So kann sich die Blase nicht mehr schließen. Bei Erwachsenen handelt es sich im Wesentlichen um eine Schwäche als Folge einer Krankheit oder allgemeinem Verbrauch der Lebensenergie.

Die Störung durch Blutenlassen an den Verbindungsgefäßen behandelt. Sie erfolgt nach dem Prinzip, die Nierenenergie zu kräftigen und die Verschlusskraft der Blase zu stärken (bǔ yì shèn qì, yuě shù páng guāng). Dazu werden im wesentlichen Punkte vom Lenkergefäß, Konzeptionsgefäß und vom Blasenmeridian gewählt. Man benötigt eine schmale dreikantige Nadel und kleine Schröpfköpfe. Eines der folgenden Rezepte kann angewendet werden:

  • KG 4 (guān yuán) wird dreimal leicht mit der schmalen dreikantigen Nadel akupunktiert und dann geschröpft, bis 0,5 bis 1 ml Blut abfließen.
  • LG 20 (bǎi huì) wird mit der schmalen dreikantigen Nadel einige Male eingestochen und 0,5 bis 1 ml Blut herausgequetscht.
  • Bl 23 (shèn shū) und Bl 32 (cì liáo) werden mit der schmalen dreikantigen Nadel punktiert und 0,5 bis 1,5 ml Blut abgeschröpft.

Unabhängig vom Alter der Patienten können sie in der Regel innerhalb von ein bis drei Behandlungen geheilt werden. Meistens reicht eine einzige Behandlung. Wenn nach drei Behandlungen kein Erfolg eingetreten ist, muss man eine neue Behandlungsserie beginnen. Man soll aber entweder einen Monat Pause einlegen oder eine andere Behandlungsmethode wählen.

Fallbeispiel: Blutenlassen und Schröpfen bei Bettnässen

Eine 16jährige Studentin aus dem Iran litt seit ihrer Kindheit unter Bettnässen. Es passierte ihr in der Woche drei- bis fünfmal. Sie war schon ohne Erfolg in England und Frankreich behandelt worden. Auch ihr Vater litt an Enuresis. Auch hatte sie häufig Rückenschmerzen.

Bei der Untersuchung hatte die Patientin eine fahle Gesichtsfarbe, die Zunge war mit einem dünnen Belag bedeckt, der Puls war leer (xū). Ihr unterer Rücken war druckschmerzhaft, aber das Röntgenbild der Wirbelsäule und eine Pyelographie waren ohne pathologischen Befund, ebenso wie eine Urinuntersuchung. Die Erkrankung wurde bei ihr durch Mangelzustand der Niere verursacht.

Die Behandlung musste die Energie der Niere kräftigen. Am Punkt LG 20 (bǎi huì) wurde mit der schmalen dreikantigen Nadel akupunktiert und 0,5 ml Blut herausgequetscht. In derselben Nacht nässte sie nicht ein. Auch nach acht Monaten hatte sie keinen Rückfall gehabt.

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