Die Hauptursache von Enuresis (Bettnässen) ist ein Mangel an Nieren-qì und der Verlust der Halteenergie der Blase (shèn qì bù zú, páng guāng shī yuě). Wenn man diese Störung nicht richtig behandelt, wird sie zu weiterer Unterdrückung der Nierenenergie führen, zu fahler Gesichtsfarbe, allgemeiner Schwäche oder sogar zu Wachstumsretardierung. Akupunktur und Moxibustion können hier gute Erfolge erzielen.

Punktauswahl

Es werden folgende Punkte ausgewählt:
  • KG 4 (guān yuán),
  • Bl 23 (shèn shū) und
  • MP 6 (sān yīn jiāo).
Es wird mit Heben und Senken der Nadeln tonisierend manipuliert. Das Prinzip dabei ist, das innere yáng qì anregen, damit es kommunizieren kann (tuī yáng qì zhi nèi jiāo). Zehn Behandlungen bilden einen Therapiezyklus. Die meisten Patienten können mit einem Behandlungszyklus geheilt werden. Wenn der Erfolg nicht zufriedenstellend ist, kann man zusätzlich N 11 (héng gǔ) akupunktieren und mit einem zweiten Behandlungszyklus beginnen.

Fallbeispiel

Ein Junge von zwölf Jahren war immer Bettnässer gewesen. Er war bisher ohne Erfolg behandelt worden. Nun nässte er jede Nacht mehrere Male ein, manchmal sogar während des Mittagsschlafes. Er schlief sehr fest und wachte nicht richtig auf, wenn man ihn zum Wasserlassen weckte. Seine Gesichtsfarbe war fahl. Er produzierte reichlich klaren Urin. Der Puls war schmal und versunken (chén xì), die Zunge mit dünnem Belag bedeckt. Die Diagnose lautete: Mangel an Energie in der Niere (shèn qì bù zú) und Unterfunktion der Blase (páng guāng qì huà gōng néng jiǎn ruò). Es wurden die Punkte KG 4 (guān yuán), Bl 23 (shèn shū) und MP 6 (sān yīn jiāo) ausgewählt. Alle Punkte wurden 6 bis 8 fěn tief akupunktiert und mit langsamem Heben und schnellem Senken der Nadeln tonisierend manipuliert. Das Nadelgefühl soll sich von KG 4 (guān yuán) in Richtung Penis, von Bl 23 (shèn shū) in Richtung Glutäus und von MP 6 (sān yīn jiāo) an der medialen Seite des Beines entlang ausbreiten. Die Wirkung der ausgewählten Punkte ist die Anregung der Energie der Nieren, das Wärmen und die Tonisierung des Nieren-yáng (zhèn fèn shèn qì, wěn bǔ shèn yáng), um so die Energie der Nieren zu kräftigen und die Wiederherstellung der Funktion des Nierenmeridians zu erreichen. Man muss die Nadeln nicht liegenlassen. Zehn Behandlungen bilden einen Behandlungszyklus. Der Junge wurde einmal täglich drei Tage lang akupunktiert und anschließend jeden zweiten Tag. In der dritten Nacht konnte der Junge nachts, als er geweckt wurde, urinieren. Aber in der vierten, fünften und neunten Nacht nässte er wieder ein. Nach dem ersten Behandlungszyklus konnte der Junge immer noch nicht von allein zum Wasserlassen aufwachen. Nach einer Pause von sieben Tagen wurde deshalb ein zweiter Behandlungszyklus begonnen. Auch wenn er keinen Harndrang verspürte, sollte er dennoch jede Nacht von seinen Eltern zum Wasserlassen geweckt werden. N 11 (héng gǔ) wurde jetzt zusätzlich akupunktiert, um die Nierenenergie zu festigen und die Blase zu tonisieren. Der Punkt wurde 5 fěn tief akupunktiert und mit Heben und Senken der Nadel tonisierend manipuliert. Wieder wurde in den ersten drei Tagen täglich behandelt und dann nur noch jeden zweiten Tag. Nach der vierten Behandlung wachte der Junge von allein auf und konnte Wasser lassen. Bis zum Ende des Behandlungszyklus nässte er nicht mehr ein und er hatte auch keinen Rückfall innerhalb der nächsten zwei Jahre.
TCM_icmweblog_Banner