- Erstarrung von Kälte (hán níng) und
- Stagnation von qì (qì zhì).
Bei Erstarrung von Kälte (hán níng) haben die Patientinnen einen kalten Schmerz und mögen gern Wärmeanwendungen. Der Puls ist langsam oder eng (chí jǐn).
Bei stagnierendem qì treten die Schmerzen in Verbindung mit Völlegefühlen in den Brüsten auf. Der Puls ist versunken und gespannt (chén xián).
Bei Patientinnen mit blassen und klaren Blutausscheidungen, dumpfem Schmerz in der Phase nach der Menstruation, Lumbago, schlechtem Appetit, Herzklopfen, blasser Zunge und schwachem (ruò) Puls handelt es sich um einen Mangel-Typ. Bei Mangel-Typen muss man Nieren und Leber nähren (bǔ shèn yǎng gān).
Bei Patientinnen mit reichlichen Blutausscheidung, stechenden Schmerzen und vollem Puls handelt es sich um einen Fülle-Typ. Die Behandlung bei Fülle-Typen muss die Leitbahnen wärmen (wěn jīng), den Wind zerstreuen (sàn hán) und das qì regulieren (lǐ qì) und die Stase eliminieren (huà yū).
Punktauswahl bei Dysmenorrhö
Es werden als Hauptpunkte KG 4 (guān yuán), MP 6 (sān yīn jiāo) und Le 3 (tài chōng) akupunktiert.
Beim Fülle-Typ mit Bauchschmerzen, die sich auf Druck verstärken, akupunktiert man auch Di 4 (hè gǔ), KG 3 (zhōng jí), Bl 32 (cì liáo) und MP 8 (dì jī) mit sedierender Manipulation.
- Wenn Kälte dazukommt, wird außerdem moxibustiert.
- Wenn die Schmerzen ins Hypochondrium und in die Brust ziehen, akupunktiert man zusätzlich Pk 6 (nèi guān), Gbl 34 (yáng líng quán) und KG 6 (qì hǎi) mit sedierender Manipulation.
Beim Mangel-Typ mit dumpfem Schmerz nach der Menstruation, der auf Druck nachlässt und der mit Rückenschmerzen zusammen auftritt, akupunktiert man Bl 23 (shèn shū) und Ma 36 (zú sān Iǐ) mit tonisierender Manipulation oder man verbindet die Akupunktur mit Moxibustion.
Bewertung der Punktauswahl
Nach unserer Erfahrung ist die Kombination der Punkte KG 4 (guān yuán), MP 6 (sān yīn jiāo) und Le 3 (tài chōng) sehr wirkungsvoll bei der Behandlung der Dysmenorrhö.
KG 3 (zhōng jí) ist der Kreuzungspunkt des Konzeptionsgefäßes mit den drei yīn-Leitbahnen des Fußes und bei Frauen die Gegend, in der das Blut gespeichert wird. Er kann das ursprüngliche qì der Niere nähren (bǔ yì shèn yuán), Kälte mit warmen Methoden ausleiten (wěn sàn hán xié) und die Menstruation regulieren (Iǐ qì tiáo jīng). Wenn man ihn während der Menstruation anwendet, kann er die Abwehrkraft des Körpers unterstützen und Pathogene aus dem Körper ausleiten und Schmerzen stillen (fú zhèng qū xié zhǐ tòng).
MP 6 (sān yīn jiāo) ist der Kreuzungspunkt der yīn-Leitbahnen am Fuß und kann die Milz stärken, qì regulieren (jiàn pí Iǐ qì), das Blut aktivieren und die Menstruation regulieren (tiáo jīng huó xuè) und so den Schmerz stillen.
Le 3 (tài chōng) ist der Quellpunkt der Leberleitbahn und kann den umgekehrten Fluss der Leberenergie unterdrücken (píng gān Iǐ qì), so den Meridian klären und wesentlich dazu beitragen, die Dysmenorrhö zu vermindern (huó xuè tōng jīng).
Wenn man alle drei Punkte kombiniert, erreicht man eine zerstreuende und sedierende sowie gleichzeitig tonisierende Wirkungen und kann so Dysmenorrhö lindern. Wenn die Schmerzen nur gelegentlich auftreten, reichen oft ein bis zwei Behandlungen mit diesen drei Punkten, um Schmerzlinderung zu erzielen. In schweren Fällen, wenn bei jedem Zyklus schwere Dysmenorrhö entstehen, muss man die Behandlung anpassen. Man akupunktiert täglich und beginnt drei bis fünf Tage vor der erwarteten Periodenblutung. Wenn der Schmerz während der Menstruation anhält, sollte man weiter behandeln, bis die Schmerzen sistieren. Im Allgemeinen sollte man während zwei bis drei Zyklen behandeln und kann dann einen dauerhaften Erfolg erwarten.
Anwendungsform
Am Punkt KG 4 (guān yuán) wird 2 cùn tief akupunktiert. Nach dem Erreichen des qì-Gefühls wird dieses bis in die äußeren Genitalien geleitet. Wenn die Dysmenorrhö durch stagnierende Kälte entsteht, soll man die Nadel festhalten, bis ein Gefühl der Wärme empfunden wird. Dann bekommt man bessere Ergebnisse.
MP 6 (sān yīn jiāo) wird 3 cùn oberhalb des Malleolus medialis entlang des hinteren Tibiarands akupunktiert, wobei das Nadelgefühl bis in die Ferse hineinziehen soll.
Am Punkt Le 3 (tài chōng) wird 0,5 bis 1 cùn tief eingestochen. Dabei soll ein lokales Gefühl des Wundseins und der Schwellung entstehen.
Fallbeispiel: Dysmenorrhö
Eine 23jährige Studentin litt seit zehn Jahren an Dysmenorrhö. Sie bekam ihre Menarche mit 13 Jahren und hatte immer ein bis zwei Tage lang Schmerzen. Die Beschwerden besserten sich am dritten Tag der Menstruation, wenn die Blutung richtig einsetzte. Zu Anfang waren die Schmerzen leicht und störten ihren Tagesablauf nicht. Aber in den letzten drei Jahren wurden sie immer schlimmer, und sie hatte spärliche Blutungen mit dunkelrotem Blut und Klumpen. Die Schmerzen wurden auf Druck nicht besser. Mit Schmerztabletten konnte sie sich zeitweise helfen.
Bei der Untersuchung sah sie sehr matt aus und lag im Bett, wo sie sich aufgrund der Schmerzen kaum bewegen konnte. Die Schmerzen strahlten in den Brustkorb und ins Hypochondrium aus. Der Puls war gespannt und beschleunigt (xián shuò), die Zunge dunkelrot mit dünnem Belag, der Mund war trocken.
Die Diagnose lautete; Hitze aufgrund von Stagnation in der Leber (gān yù huà rè), Stagnation von qì und Blutstase (qì zhì xuè yū). Die Behandlung musste die Energie der Leber zerstreuen und qì regulieren (shū gān Iǐ qì), das Blut aktivieren und die Stase umwandeln (huó xuè huà yū).
Die Punkte KG 3 (zhōng jí), MP 6 (sān yīn jiāo), Di 4 (hè gǔ), Gbl 34 (yáng líng quán) und Le 3 (tài chōng) wurden akupunktiert, und die Nadeln wurden 20 Minuten liegengelassen. Anschließend waren die Schmerzen gestillt. Während fünf Zyklen wurde sie jeweils zweimal oder dreimal behandelt. Anschließend war sie im weiteren Verlauf beschwerdefrei. Auch nach fünf Jahren, als sie nachuntersucht wurde, hatte sie keine Schmerzen mehr gehabt.
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Qi – Zeitschrift für Chinesische Medizin
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