Bei Erkältungen werden die Patienten einmal täglich an den Punkten Di 4 (hè gǔ), Bl 12 (fěng mén), LG 14 (dà zhuī), tài yáng und an Hilfspunkten behandelt. Hierzu werden 28 G dünne Nadeln 1 cùn tief eingeführt. Es wird stark sediert und die Nadeln 20 Minuten nach dem Erreichen des Nadelgefühls liegengelassen. In dieser Zeit werden die Nadeln alle drei Minuten manipuliert. Außerdem wird am Punkt Bl 12 (fěng mén) nach der Akupunktur geschröpft, bis die Haut dunkelrot verfärbt ist. Bei verstopfter Nase behandelt man auch an Di 20 (yíng xiāng), bei Fieber an Di 11 (qū chí). Bei Halsschmerzen lasse man Blut ab am Punkt Lu 11 (shào shāng). Bei Frösteln moxibustiere man für zehn Minuten am Punkt LG 14 (dà zhuī). Der Patient soll sich anschließend erleichtert und erfrischt fühlen. Meistens schwitzt er ein wenig. Im Allgemeinen sind eine bis drei Behandlungen ausreichend.

Fallbeispiel 1

Ein 35jähriger Mann hatte seit einem Tag Kopfschmerzen und Fieber. Er hatte an einem kühlen Ort geschlafen und erwachte am nächsten Tag mit Schwindel, Kopfschmerzen, Mattigkeit, Abneigung gegen Wind und Kälte, hatte aber keinen Schweißausbruch. Die Körpertemperatur stieg bis auf 40° C. Die Nase lief und war verstopft, der Rachen juckte. Urin und Stuhlgang waren normal, der Appetit eher schlecht. Der Zungenbelag war weiß und feucht, der Puls schwebend und eng (fú xì). Er bat um Akupunkturtherapie. Di 4 (hè gǔ) und tài yáng wurden sedierend genadelt, um die Schweißsekretion voranzutreiben (fā hàn), oberflächliche Pathogene zu beseitigen (jiě biǎo) und die Wind-Hitze im Kopf zu erleichtern (shū tóu miàn fěng rè). Am Punkt Bl 12 (fěng mén) wurde nach dem Nadeln auch geschröpft, um die Lungenenergie zu verteilen (xuān féi). LG 14 (dà zhuī) wurde genadelt, weil dies der Verbindungspunkt ist zwischen den drei yáng-Meridianen von Hand und Fuß und dem Lenkergefäß. Durch Akupunktur wird die Abwehrfunktion des Körpers geschützt (gù hù wèi qì), und durch Moxibustion werden kalte Pathogene vertrieben (wěn sàn hán xié). Das Fieber fiel nach einem Schweißausbruch ab. Nach zwei Behandlungen ging es dem Patienten besser, und nach drei Behandlungen war er symptomfrei.

Fallbeispiel 2

Ein 58jähriger Mann hatte seit einer Woche eine Erkältung. Als er krank wurde, befand er sich auf einer Reise und konnte keine Arzneimittel einnehmen. So wurde sein Zustand immer schlechter. Nun war er zurückgekehrt und konnte behandelt werden. Bei der Untersuchung klagte er über Schmerzen im ganzen Körper, Frösteln und Fieber, wobei das Frösteln schlimmer war als das Fieber. Er hatte eine verstopfte Nase, eine raue Stimme, Wundheitsgefühl im Hals, fühlte sich körperlich schwach und hatte schlechten Appetit. Dabei waren Wasserlassen und Stuhlgang normal. Die Körpertemperatur betrug 37.3° C. Die Zunge war pinkfarben mit dünnem weißem Belag, der Puls schwebend und eng (fú jǐn). Er wurde mit der angegebenen Behandlungsvorschrift therapiert und war nach zwei Sitzungen symptomfrei.