Punktauswahl
Bei schiefem Mund werden auf der betroffenen Seite die Punkte Ma 6 (jiá chě), Ma 4 (dì cāng), Di 4 (hé gǔ) und Ma 7 (xià guān) ausgewählt. An den Punkten Ma 6 (jiá chě) und Ma 4 (dì cāng) werden jeweils eine dünne 2 cùn lange Nadeln benutzt, die gegeneinander gestochen werden.
Wenn die Augen nicht geschlossen werden können, akupunktiere man Gbl 14 (yáng bái), Bl 2 (zǎn zhú), 3E 23 (sī zhú kōng) entlang der Haut in Richtung yú yāo und Ma 2 (sì bái) in Richtung Ma 4 (dì cāng).
Im Frühstadium der Fazialisparese nadelt man 3E 17 (yì fěng) bei Schmerzen in der Ohrwurzel und Gbl 20 (fěng chí) bei okzipitalen Kopfschmerzen. Alle Punkte werden auf der betroffenen Seite gestochen. Die Kombination der Punkte bewirkt, dass der Wind ausgeleitet wird, die Meridiane aktiviert werden und der Fluss von qì und Blut gefördert wird. Man lässt die Nadeln 30 Minuten liegen und manipuliert sie in dieser Zeit dreimal.
Es wird empfohlen, frühzeitig zu behandeln. Im Frühstadium ist eine einmalige tägliche Behandlung ausreichend mit insgesamt zehn Behandlungen in einem Therapiezyklus. Wenn der Erfolg nicht ausreichend ist, sollte ein weiterer Zyklus gegeben werden, wobei diese Behandlungen jeden zweiten Tag erfolgen. Hier werden dann Ma 4 (dì cāng) und Ma 6 (jiá chě) mit anschließender Moxibustion behandelt. Punkte im Bereich des Auges werden im Allgemeinen nicht moxibustiert.
Zusätzliche Empfehlungen
- Das Gesicht darf nicht mit kaltem Wasser gewaschen werden, um den Blutfluss nicht zu
- Der Patient soll sein Gesicht auf der betroffenen Seite reibend massieren, um den Blutfluss zu verstärken.
- In der kalten Jahreszeit und bei windigem Wetter soll der Patient einen Kälteschutz benutzen.
Fallbeispiel: Fazialisparese
Ein 25jähriger Lehreranwärter begab sich mit einer schon zehn Tage bestehenden Gesichtslähmung in ärztliche Behandlung. Er bekam Elektrostimulationsakupunktur, Penizillinspritzen und Vitamin B 1 und B 12. Die Behandlung blieb erfolglos, der Zustand verschlechterte sich sogar. So kam er in unsere Klinik.
Bei der Aufnahmeuntersuchung konnte der Patient das linke Auge nicht schließen, der Mund war zur rechten Seite verzogen. Sprechen und Essen waren behindert. Diese Fazialisparese war aufgrund der Einwirkung von Wind-Kälte entstanden. Die Behandlung erfolgte zur Ausleitung von Wind-Kälte und Aktivierung der Meridiane (qū fěng huó luó).
Beidseits wurde Di 4 (hé gǔ) akupunktiert; gegen den schiefen Mund wurden links durchgreifend und aufeinander zu Ma 4 (dì cāng) und Ma 6 (jiá chě) genadelt; Ma 7 (xià guān) wurde senkrecht gestochen; Gbl 14 (yáng bái), 3E 23 (sī zhú kōng) und Bl 2 (zǎn zhú) wurden in Richtung yú yāo akupunktiert; Ma 2 (sì bái) wurde in Richtung Ma 4 (dì cāng) gestochen, da das Auge sich nicht schloss. Alle Nadeln wurden 30 Minuten liegengelassen, während dieser Zeit wurden sie dreimal durch Drehen, Heben und Stoßen manipuliert. Der Patient spürte dabei ein Hitzegefühl an der gelähmten Seite. Am nächsten Tag war sein Zustand deutlich gebessert. Er bekam dieselbe Behandlung achtmal und war danach beschwerdefrei. Bei der Nachuntersuchung nach einem Jahr war er ohne Rückfall geblieben.
Die syndrombasierte Auswahl von Akupunkturpunkten ist die Stärke der chinesischen Akupunktur. Sie geht differenzierter auf die individuelle Patientensituation ein als die rein sympomatische Auswahl von Punkten und ist deshalb in der Regel wirkungsvoller. Bitte beachten Sie unsere entsprechende Buchempfehlung …