Bei der Behandlung von Fazialisparesen (Gesichtslähmungen) kann man recht gute Ergebnisse erzielen, wenn man im Wesentlichen am Punkt Ma 4 (dì cāng) mit drei Nadeln akupunktiert, die weit bis zur Verbindung mit anderen Punkten vorgeschoben werden. Man wählt als Hauptpunkt Ma 4 (dì cāng) auf der betroffenen Seite. Das Vorgehen ist folgen-dermaßen: Die Haut wird routinemäßig desinfiziert, und drei 30 G dünne, 2,5 cùn lange Nadeln werden ausgewählt. Die erste Nadel wird am Punkt Ma 4 (dì cāng) eingestochen und entlang der Haut bis zum Punkt Ma 6 (jiá chě) vorgeschoben; die zweite Nadel von Ma 4 (dì cāng) bis 3E 18 (chì mài); die dritte Nadel von Ma 4 (dì cāng) bis Di 20 (yíng xiāng). Alle drei Nadeln erreichen den Zielpunkt unter der Haut. Wenn sich das qì-Gefühl einstellt, wird jede einzelne Nadel ein bis zwei Minuten lang mit kleiner Amplitude gehoben und gesenkt und dann für 20 Minuten liegengelassen.

Zusätzliche Punkte

Di 4 (hè gǔ) auf der gleichen Seite wird 1,5 bis 2 cùn tief gestochen und mit Heben und Senken und Drehen der Nadel manipuliert. Man kann Di 4 (hè gǔ) auch beidseitig stechen: Dann soll man auf der betroffenen Seite tonisierend und auf der Gegenseite sedierend manipulieren. Wenn man auf einer Seite verstrichene Stirnfalten hat und das Auge nicht geschlossen werden kann, soll man auf der betroffenen Seite Gbl 14 (yáng bái) in Richtung yú yāo nadeln. Bei Schmerzen im Mastoid kann man am Punkt 3E 17 (yì fěng) 1 bis 1,5 cùn tief senkrecht nadeln. Alle diese Nadeln werden nicht liegengelassen. Die Manipulation soll nur zart, nicht heftig erfolgen, und die Nadel soll nicht zu dünn und nicht zu dick sein; in der Regel sind 30 G Nadeln gut geeignet.

Fallbeispiel

Ein 29jähriger Mann litt an einer Gesichtslähmung mit Speichelfluss aus dem Mundwinkel, schiefem Mund und Verziehung des Auges. Er bemerkte dies an einem Morgen, nachdem er sich am Tag vorher erkältet hatte. Bei der Aufnahmeuntersuchung zeigte sich der Mund nach links verzogen, das linke Oberlid war schlaff, und er konnte das Auge nicht schließen. Die linke Nasolabialfalte war abgeflacht. Er konnte die Backen nicht aufblasen. Der Processus mastoideus war nicht druckempfindlich. Die Diagnose einer peripheren Fazialisparese wurde gestellt. Die Behandlung bestand aus der oben angegebenen Methode der „Drei Nadeln an einem Punkt“, subkutan weit vorgeschoben, ohne die Haut an dem zweiten Punkt zu penetrieren: Ma 4 (dì cāng) bis Ma 6 (jiá chě), 3E 18 (chì mài) und Di 20 (yíng xiāng). Außerdem wurden Gbl 14 (yáng bái) in Richtung yú yāo und Di 4 (hè gǔ) beidseits gestochen. Diese Behandlung wurde an drei Tagen täglich durchgeführt und dann jeden zweiten Tag. Nach sieben Behandlungen war der Patient symptomfrei.

BUCHEMPFEHLUNGEN

Yamamoto, Toshikatsu

Yamamoto Neue Schädelakupunktur

Unter Mitarbeit von Helene und Michiko Margaret Yamamoto

Das einzigartige und praxisnahe Therapiekonzept der YNSA wurde vom Autor wieder auf den neuesten Stand gebracht.