Das Behandlungsprinzip der Fazialisparese (Gesichtslähmung) ist, das qì im Gesicht zum Fließen zu bringen (shū tōng miàn bù jīng qì). Dazu werden die Punkte Gbl 1 (tóng zǐ liáo), Gbl 14 (yáng bái), Ma 2 (sì bái), Ma 7 (xiá guān), Ma 6 (jiá chě) und Ma 4 (dì cāng) auf der betroffenen Seite akupunktiert.

Zehn Sitzungen werden als ein Therapiezyklus verabreicht. Wenn die Symptome nach dem ersten Zyklus nicht gebessert sind, wird im zweiten Zyklus zusätzlich Bl 2 (zǎn zhú) genadelt. Die Nadeln werden leicht sedierend manipuliert und nicht liegen gelassen. Eine zu starke Stimulation verursacht leicht eine Schwellung des Gesichts.

Wenn Kopfschmerzen auftreten, kann man Gbl 20 (fěng chí) hinzufügen, während bei einer Schwellung des Gesichts Di 4 (hé gǔ) auf der betroffenen Seite akupunktiert wird.

Fallbeispiel: Fazialisparese

Ein 26-jähriger Mann klagte über Taubheitsgefühl in der rechten Gesichtshälfte und Kopfschmerzen, die nach dem Aufwachen aufgetreten waren, nachdem er eine Woche zuvor im Schlaf Zugluft ausgesetzt war. Als weiteres Symptom hatte er einen Speichelfluss aus dem Mundwinkel und er konnte seine Wangen nicht aufblasen. Er wurde in einem Krankenhaus unter der Diagnose Gesichtslähmung mit Vitamin B12 und Dibazol oral ohne Erfolg behandelt. Als er in unser Krankenhaus kam, hatte er eine leichte Schwellung der rechten Gesichtsseite, konnte seine Augen nicht schließen. Die Falten auf der Stirn und die Nasolabialfalte waren verstrichen, der rechte Mundwinkel fiel ab, und der Mund war zur linken Seite hin schief verzogen. Er klagte auch über Kopfschmerzen, schlechten Appetit. Wasserlassen und Stuhlgang waren jedoch normal.

Folgende Punkte wurden akupunktiert: Gbl 20 (fěng chí), Di 4 (hé gǔ), Gbl 1 (tóng zǐ liáo), Gbl 14 (yáng bái), Ma 6 (jiá chě), Ma 4 (dì cāng).

Alle Punkte wurden mittels leichtem Drehen tonisiert, bis auf Di 4 (hé gǔ), der durch stärkeres Drehen sediert wurde. Die Nadeln wurden nicht liegengelassen. An den ersten drei Tagen wurde jeweils einmal behandelt, anschließend jeden zweiten Tag. Er war nach zehn Sitzungen beschwerdefrei. Bei der Nachuntersuchung nach einem Jahr war er ohne Rückfall geblieben.

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