Die Punkte LG 14 (dà zhuī) und Di 4 (hé gǔ) eignen sich gut zur Behandlung eines grippalen Infekts, wobei die Punktauswahl wie folgt ergänzt werden kann:
- Tài yáng (Extrapunkt M-HN 9) bei Kopfschmerzen,
- Di 20 (yíng xiāng) bei verstopfter Nase,
- Di 11 (qū chí) bei hohem Fieber und
- Lu 11 (shào shāng) bei Schmerzen in Rachen und Hals.
LG 14 (dà zhuī) wirkt bei Wind-Kälte-Typ und beim Wind-Hitze-Typ eines grippalen Infekts. Der Patient soll eine sitzende Position einnehmen, da die Nadel in den Intervertebralraum eingeführt werden muss. Eine 1,5 cùn lange dünne Nadel wird mit Heben und Senken sowie Drehen und Rotieren etwa 1 cùn tief in den Intervertebralraum eingeführt. Nachdem das qì- Gefühl angekommen ist, wird die Nadel sedierend manipuliert. Bei Patienten mit Frösteln ohne Schwitzen betont man das Senken vor, während bei Patienten mit Fieber und Schweißausbruch das Heben der Nadel betont wird. Bei Kindern soll die Nadel nur oberflächlich eingestochen und nicht liegengelassen werden.
Fallbeispiel: Grippaler Infekt
Ein 16jähriger Junge litt seit vier Tagen an Fieber aufgrund eines grippalen Infekts. Dabei war die axilläre Temperatur 37,2°C, stieg am Nachmittag aber auf 38°C mit wechselnden Episoden von Frösteln und Fieber bei geringgradiger Schweißsekretion. Vor zwei Jahren war bei dem jungen Mann eine Hyperkinesie als Ausdruck einer nervösen Grundstörung diagnostiziert worden. Diese war gerade erfolgreich mit Hilfe von Akupunktur und Moxibustion behandelt worden. Damals hatte er immer leichtes Fieber gehabt, wenn er erschöpft oder sehr nervös war. Eine Blutuntersuchung ergab 16.800 Leukozyten.Der Zungenbelag war dünn mit schmierigen Zungenrändern. Der hatte einen schwebenden Puls (fú mài) und einen geräteten Rachen. Dies war ein Erscheinungsbild von ungefestigtem Abwehr-qì (wèi qì bú gù) bei schwacher Konstitution.
Der Patient wurde am Punkt LG 14 (dà zhuī) akupunktiert (1 cùn tief). Nach dem Auslösen des Nadelgefühls wurde die Nadel eine Minute lang gehoben, gesenkt und gedreht, um den Punkt zu sedieren. Di 4 (hé gǔ) und Dü 3 (hòu xī) wurden ebenfalls sedierend genadelt. Die Nadel wurde an diesen Punkten für zehn Minuten liegengelassen. Lu 11 (shào shāng) wurde schließlich mit der dreiseitigen Nadel angestochen. Die Körpertemperatur hat sich schon am nächsten Tag normalisiert.
Bei grippalen Infekten hat sich die Methode Gua Sha besonders bewährt. Bitte beachten Sie deshalb unsere folgende Buchempfehlung.

Buchempfehlung
Nielsen, Arya
Gua Sha
Eine traditionelle Technik
für die heutige Praxis
Es ist verblüffend: Gua Sha ist ebenso praktikabel wie wirksam. Diese einfache Technik sollte zum Standardrepertoire jeder medizinischen und physiotherapeutischen Praxis gehören. In diesem Buch wird das Verfahren umfassend vorgestellt und wissenschaftlich begründet.