Wir behandeln Herpes zoster mit Methoden, die die Hitze klären, entzündungshemmend, schmerzlindernd und adstringierend wirken und erzielen damit schnelle Ergebnisse. Die Dauer der Therapie ist recht kurz: Im Allgemeinen ist eine Behandlung von drei Tagen ausreichend, um die Erkrankung zu kontrollieren, und von sieben bis zehn Tage, um sie deutlich zu bessern. So können wir die Schmerzen lindern. Dazu differenzieren wir nach den verschiedenen Syndromen und Meridianen – je nachdem, welche Körperstellen und Meridiane betroffen sind. Wir kombinieren lokale Punkte mit solchen, die wir nach der Meridiantheorie auswählen.
Lokale Behandlung von Herpes zoster
- Bl 13 (fèi shū), Bl 15 (xīn shū), Bl 18 (gān shū), Bl 19 (dǎn shū), Bl 20 (pí shū), Bl 21 (wèi shū), Bl 23 (shèn shū), Bl 28 (páng guāng shū), zusätzlich subkutane Akupunktur an Stellen zwischen den Punkten.
- Wenn die Haut gerötet ist, beklopft man mit der Pflaumenblütennadel bis zum Entstehen einer leichten Blutung. Kleine Bläschen benötigen keine besondere Behandlung. Größere Blasen können aufgestochen und die Flüssigkeit ausgedrückt werden. Anschließend reibt man die Stelle mit Gentianaviolett ein.
Behandlung von Herpes zoster nach der Meridiantheorie
Bei Bläschen im Gesicht und an der Hand liegt in der Regel eine Wind-Hitze vor. Bei der Behandlung muss man im Wesentlichen den Wind zerstreuen und die Hitze klären (shū fěng qīng rè). Dazu benutzt man folgende Punkte:
- Gbl 20 (fěng chí), Di 4 (hè gǔ), 3E 5 (wài guān) und Ma 44 (nèi tíng).
- Bläschen am Thorax, auf dem Rücken und im Bereich des Hypochondrium gehören zum Funktionsbereich shào yáng und tài yáng und resultieren aus stagnierender Nässe-Hitze. Die Behandlung besteht darin, die Meridiane von Leber und Gallenblase zu klären (qīng xiè gān dǎn) und den Fluss zu erleichtern. Dazu benutzt man folgende Punkte: Pk 6 (nèi guān), 3E 6 (zhī gōu), MP 9 (yīn Iíng quán), Gbl 34 (yáng líng quán), Le 2 (xíng jiān), Gbl 43 (xiá xī) und N 20 (tōng gǔ).
- Bläschengruppen in der Taille und am Oberschenkel werden meistens durch Nässe-Hitze im unteren Dreifachen Erwärmer verursacht. Die Behandlung muss hier den Fluss im Blasenmeridian klären (qīng Iì páng guāng) und den Funktionsbereich yáng mìng umwandeln (qīng huà yáng mìng). Folgende Punkte sind dazu geeignet: Gbl 30 (huán tiào), Gbl 31 (fěng shì), Ma 32 (fú tù), Bl 40 (wěi zhōng), MP 9 (yīn Iíng quán), Ma 36 (zú sān Iǐ) und Bl 60 (kūn lún).
- Wenn der Ausschlag schon verschwunden ist, die stechenden Schmerzen aber noch weiter bestehen, so liegt das an Stagnation von qì und Blut in den Meridianen. Die Behandlung muss hier öffnen und das qì regulieren (Iǐ qì shū tōng). Dazu benutzt man die Punkte Pk 6 (nèi guān), 3E 5 (wài guān), Gbl 34 (yáng líng quán) und 3E 6 (zhī gōu) durchgestochen bis Pk 6 (nèi guān). Diese Erkrankung ist im Wesentlichen ein Hitzesyndrom (Feuer), und hier werden im wesentlichen yíng-Punkte benutzt.
Fallbeispiel: Herpes zoster
Eine 16jährige Studentin litt seit einer Woche an stechenden Schmerzen auf der rechten Seite ihres Rückens und im Bereich des rechten Hypochondrium. Zwei Tage nach Beginn der Schmerzen bekam sie dort rote Bläschen und Schmerzen, die so heftig waren, dass sie ihren Schlaf behinderten. Die bisherige Behandlung hatte ihr nicht geholfen.
Bei der Untersuchung hatte sie eine Körpertemperatur von 37,7° C. Sie hatte einen fahlen Gesichtsausdruck, biss die Zähne zusammen und runzelte die Stirn. Die Herpesbläschen waren gürtelförmig über den Brustkorb und den Rücken verteilt. Die Bläschen waren wie Weintrauben in Gruppen angeordnet, deren Basis gerötet war. Sie waren mit klarer Flüssigkeit gefüllt. Einige Papeln hatten einen trüben blutigen Inhalt. Sie hatte trockene Stühle. Der Zungenbelag war gelb und fettig, die Pulse gespannt, schmal und beschleunigt (xián xì shuò). Die Diagnose lautete: stagnierende Nässe-Hitze in Leber und Milz, die auch auf der Ebene der Ernährung und in den Meridianen stagnierte und sich in die Oberflächenschicht entleerte.
Die Behandlung musste darin bestehen, die Ebene der Ernährung zu klären (qīng yíng), Toxine zu lösen (jiě dú), die Nässe umzuwandeln (huà shī) und den Verdauungstrakt zu öffnen (tōng fǔ):
- Die Blasen wurden mit der dreikantigen Nadel kurz angestochen, um die Flüssigkeit zu entfernen.
- Dann wurde an den Punkten huá tuó jiā jǐ der Leber, Gallenblase und Milz, Di 11 (qū chí), 3E 6 (zhī gōu), Lu 7 (liè quě) und zusätzlich MP 9 (yīn Iíng quán) auf der rechten Seite genadelt.
Bei der zweiten Behandlung war die Körpertemperatur 37,3° C und die lokale Situation hatte sich etwas gebessert. Sie konnte schlafen und ihr Stuhlgang hatte sich normalisiert. Sie wurde in gleicher Weise behandelt.
Bei ihrem dritten Besuch war die Temperatur normalisiert, und sie hatte in der Nacht nur noch ein wenig Schmerzen im Bereich des Hypochondrium gehabt. Die Herpesbläschen verblassten. Bis auf das Aufstechen der Bläschen wurde die Behandlung wiederholt.
Nach der vierten Behandlung waren die Schmerzen im Wesentlichen verschwunden, und die Bläschen heilten krustig ab. Sie hatte nur noch Juckreiz. Nun wurden lediglich Lu 7 (liè quě), 3E 6 (zhī gōu) und Gbl 34 (yáng líng quán) genadelt.
Bei der fünften Behandlung hatte sie keine Schmerzen mehr, nur Juckreiz. Lu 7 (liè quě) und MP 10 (xuè hǎi) wurden genadelt. Bei der sechsten Sitzung waren alle Blasen mit Krusten bedeckt, die zum Teil schon abfielen, bei der siebten Behandlung war kaum noch etwas zu sehen. Lu 7 (liè quě), MP 10 (xuè hǎi) und Ma 36 (zú sān Iǐ) wurden zur Festigung genadelt.