Hordeolum (Gerstenkorn) behandeln wir durch Punktieren reaktiver Punkte mit der dreikantigen Nadel und durch anschließendes Auflegen feuchter Kompressen mit verdünnter Salzlösung. Wenn das Gerstenkorn weniger als drei Tage besteht, ist nur eine Behandlung erforderlich, während bei chronischen Fällen zwei bis drei Behandlungen an aufeinanderfolgenden Tagen erforderlich sind.

Akutes Auftreten von Hordeolum

Wenn die Erkrankung erstmalig auftritt, sucht man reaktive Punkte, die sich in den meisten Fällen am Rücken zwischen den Brustwirbeln und der hinteren Axillarlinie finden. Bei Kindern können diese Punkte über den ganzen Rücken verteilt sein. Sie sind rund oder oval, so groß wie Stecknadelköpfe oder Hirsekörner und gerötet.

Chronisches Auftreten von Hordeolum

Wenn es sich allerdings um chronische Fälle mit wiederholten Attacken von Gerstenkörnern handelt, findet man keine reaktiven Punkte. In diesem Fall punktiert man entlang der Dornfortsätze und zwei Fingerbreiten lateral des dritten bis fünften Brustwirbels.

Methodik

Die Behandlung benötigt ein Mittel zur Hautdesinfektion, eine dreikantige Nadel und mit Salzlösung angefeuchtete Kompressen. Der Patient sitzt mit entblößtem Rücken. Man punktiert mit einer dreikantigen Nadel 2 bis 3 Millimeter tief, bis zwei bis drei Tropfen Blut austreten. Bei Gerstenkörnern des rechten Auges behandelt man die Punkte der rechten Seite, bei linksseitigem Gerstenkorn die der linken Seite.

In der Umgebung der Punkte kann man die Haut leicht massieren, um das Austreten des Blutes zu förden. Bei chronisch rezidivierenden Fällen kann man drei bis fünf Punkte bluten lassen. Dann werden die Punktionsstellen mit in Salzlösung getränkten Kompressen für fünf bis zehn Minuten bedeckt.

Bei starken Entzündungen des Auges können auch Punkte um die Augen herum so behandelt werden.

Fallbeispiel 1

Ein 21jähriger Student hatte einen harten Knoten am linken unteren Augenlid. Die Konjunktiven waren gerötet. Das Auge war sehr druckempfindlich. Die Diagnose lautete Gerstenkorn, und das Auge wurde mit Tetramycin-Cortison-Salbe sowie Chloromycinlösung behandelt. Außerdem bekam er Penicillin und Streptomycin intramuskulär für drei Tage. Diese Behandlung war allerdings erfolglos. Die Entzündung breitete sich über das ganze Augenlid aus.

Dann kam der Patient in unsere Behandlung: Auf seinem Rücken fanden wir einen dunkelroten reaktiven Punkt, den wir punktierten, bis fünf Tropfen Blut austraten. Am nächsten Tag waren die Schmerzen gelindert. Das Hordeolum war nach drei Tagen ausgeheilt. Bei der Nachuntersuchung nach einigen Wochen hatte der Patient keinen Rückfall erlitten.

Fallbeispiel 2

Eine 65jährige Bäuerin hatte eine knotenförmige Schwellung an ihrem rechten unteren Augenlid. Die lokale Behandlung mit Medikamenten und Magnettherapie erbrachte keine Besserung. Im Gegenteil: Die Infektion breitete sich auf das ganze rechte Auge aus, so dass sogar das Sehvermögen der Patientin eingeschränkt war. Wir konnten keinen reaktiven Punkt auf dem Rücken der Patientin finden. Deshalb wurde ein Punkt gestochen, der zwei Fingerbreiten lateral ihres dritten Brustwirbels lag, bis einige Tropfen Blut austraten. Mehrmals in der Nacht sollte die Patientin für zehn Minuten Kompressen mit verdünnter Salzlösung auflegen. Innerhalb von drei Tagen waren ihre Beschwerden deutlich gelindert, und das Hordeolum heilte aus.

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