Zur Behandlung von Husten sollte zuallererst der Punkt KG 22 (tiān tú) mit sedierend akupunktuiert warden. Dies wird dazu führen, dass der Schleim umgewandelt wird (huà tán), die Zirkulation des qì erleichtert (Iǐ qì) und ein antitussiver Effekt erzielt wird (zhèn ké). Die Nadel wird 1 bis 1,5 cùn tief eingeführt und eine Minute lang nach dem Erreichen des qì-Gefühls durch Drehen manipuliert. Dann wird sie 20 bis 30 Minuten belassen, wobei sie innerhalb dieser Zeit wieder zwei- bis dreimal manipuliert wird.

Entsprechend der vorliegenden Symptome wird diese grundlegende Akupunktur wie folgt ergänzt:

  • Bei Husten vom Typ Wind-Kälte warden die Punkte LG 14 (dà zhuī) und Lu 7 (liè quě) akupunktiert, um den Wind zu dispergieren und die oberflächlichen Pathogene zu eliminieren (shū fěng jiě biǎo) sowie den Husten zu stillen. Man kann auch an den Punkten Bl 12 (fěng mén) und Bl 13 (fèi shū) nadeln mit Moxibustion über der Nadel, um den Wind zu zerstreuen, die Kälte zu vertreiben (shū fěng sàn hán), die Lunge zu wärmen und den Husten zu stillen (xuān fèi zhǐ ké).
  • Bei Husten vom Typ Wind-Hitze soll man an den Punkten Di 4 (hé gǔ) und Lu 5 (chǐ zé) akupunktieren, um den Wind zu vertreiben, die Hitze zu klären (shū fěng qīng rè), die Lungenenergie zu verteilen und den Husten zu stillen (xuān fèi zhǐ ké).
  • Wenn Husten entsteht, weil Schleim und Nässe die Lunge blockieren, sollten Ma 40 (fěng lóng) und MP 9 (yīn líng quán) sediert werden, um die Nässe auszutreiben und den Schleim umzuwandeln (qū shī huà tán), die Lungenenergie zu verteilen und den Husten zu stillen (xuān fèi zhǐ ké).
  • Bei Husten aufgrund von yīn-Mangel und Trockenheit in der Lunge soll man am Punkt Lu 5 (chǐ zé) sedierend manipulieren und am Punkt N 7 (fù liū) tonisieren, um das yīn zu nähren, die Lunge zu klären (yǎng yīn qīng fèi), den Schleim umzuwandeln und den Husten zu stillen (huà tán zhǐ ké).
  • Bei Husten aufgrund von Feuer in der Leber, das die Lunge angreift, soll man an den Punkten Le 2 (xíng jiān) und Lu 5 (chǐ zé) sedierend akupunktieren, um die Leber zu beruhigen, die Lunge zu klären (píng gān qīng fèi) und das gegenläufige qì zu unterdrücken (jiàng nì).
  • Bei Husten aufgrund von mangelndem qì der Lunge soll man am Punkt KG 22 (tiān tú) vorsichtig sedierend manipulieren. Zu viel Sedierung würde aber die Lungenenergie schwächen. Di 4 (hé gǔ) und Lu 9 (tài yuān) kann man zusätzlich tonisierend stechen, um die Lunge zu nähren und das qì zu stärken (bǔ fèi yì qì).

Fallbeispiel: Husten

Eine 44jährige Frau klagte über Husten, der schon länger als einen Monat anhielt. Dabei hatte sie beim Husten Schmerzen im Oberbauch und klebriges Sputum, das sie nur schwer auswerfen konnte. Während der Hustenanfälle bekam sie ein gerötetes Gesicht, einen trockenen Hals und einen bitteren Geschmack im Mund.

Bei der Untersuchung hatte sie eine rote Zunge, einen trockenen Mund, einen dünnen gelben Zungenbelag sowie einen gespannten und beschleunigten Puls (xián shuò). Sie erhielt traditionelle und westliche Medikamente ohne Erfolg.

Dann wurde sie nach dem Prinzip „das Feuer der Leber greift die Lunge an“ (gān huǒ fàn fèi) akupunktiert, um das Feuers der Leber zu unterdrücken und die Lunge zu klären (píng gān qīng fèi) sowie das gegenläufige qì abzusenken (jiàng nì).

KG 22 (tiān tú), Le 2 (xíng jiān) und Lu 5 (chǐ zé) wurden mit sedierend akupunktiert. Nach sieben Sitzungen war sie beschwerdefrei. Die Nachuntersuchung nach drei Monaten ergab, dass die Patientin keinen Rückfall gehabt hatte.

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Qi – Zeitschrift für Chinesische Medizin

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