Punktlokalisation
Der Patient liegt auf der gesunden Seite, das untere Bein gestreckt und das obere halb gebeugt. Man nimmt nun den Mittelpunkt der Linie, die die Spitze des Steißbeins mit dem großen Trochanter verbindet. Von diesem Punkt findet man 5 fěn nach oben lateral und 2 cùn nach oben den Punkt huán zhōng shàng. Den Punkt huá tuó jiā jǐ des fünften Brustwirbels lokalisiert man in Bauchlage, dann liegt er 5 bis 8 fěn lateral des Dornfortsatzes.
Methodik
Man benutzt eine dünne Nadel und sticht sie senkrecht ein. Nach dem Erreichen des Nadelgefühls manipuliert man pickend, ohne die Nadel liegen zu lassen. Am Punkt huán zhōng shàng nadelt man 4 bis 5 cùn tief, am Punkt huá tuó jiā jǐ 2,5 cùn tief. Das Nadelgefühl am Punkt huán zhōng shàng soll sich bis zu den Zehen ausbreiten. In schweren Fällen behandelt man täglich, bei leichteren Fällen jeden zweiten Tag, wobei 15 Behandlungen einen Therapiezyklus bilden. Wenn in einzelnen Fällen die Beschwerden nach der Akupunktur schlimmer werden, soll man weniger manipulieren. Bei Folgen wie Schmerzen auf der Dorsalseite des Beines oder dumpfen Schmerzen auf der Lateralseite ändert man die Punktfolge auf Bl 55 (hé yáng) und Bl 57 (chéng shān) oder Gbl 34 (yáng líng quán) und Gbl 39 (jué gǔ) mit leicht pickender Manipulation, so dass man ein Nadelgefühl bis zu den Zehen erreicht. Danach lässt man die Nadeln zehn Minuten liegen.
Fallbeispiel 1: Ischiolumbalgie
Eine 40jährige Arbeiterin klagte über linksseitige Schmerzen, die von der Glutäalregion über die Rückseite des Beines bis zur Außenseite des Fußes ausstrahlten. Sie bekam westliche und traditionelle Medikamente und Massage, aber trotz dieser Therapie verschlimmerte sich ihr Zustand. Bei der Untersuchung hatte sie heftige Schmerzen im Bein und der Lasègue-Test war positiv. Die Behandlung musste Wind und Kälte ausleiten (qū fěng sàn hán) und den Meridian öffnen (tōng luò). Der Punkt huán zhōng shàng wurde sedierend mit Heben und Stoßen akupunktiert, ohne die Nadel liegen zu lassen. Nach nur einer Sitzung ging es der Patientin bereits viel besser, sie konnte gehen, ihre Schuhe binden, und der Lasègue-Test war negativ. Drei Sitzungen beseitigten ihre Beschwerden. Nach einem Monat wurde sie nachuntersucht und hatte in der Zwischenzeit keinen Rückfall erlitten.
Fallbeispiel 2: Ischiolumbalgie
Ein 29jähriger Funktionär litt seit einem Jahr an Rückenschmerzen, die er sich bei übermäßiger sportlicher Betätigung zugezogen hatte. Die Schmerzen hörten nicht auf, obwohl er 14 Tage ruhte. Aufgrund einer Röntgenaufnahme wurde die Diagnose eines Bandscheibenvorfalles zwischen den Lendenwirbeln 4 und 5 gestellt. Er bekam Massagen und Medikamente ohne spürbaren Erfolg. Später traten heftige Schmerzen auf der Rückseite des rechten Beines auf, die bis zum Fuß zogen. Bei der Untersuchung wurden heftige Schmerzen beim Laufen und in Rückenlage angegeben. Der Lasègue-Test war positiv. Die Behandlung musste darin bestehen, die Zirkulation des Blut-qì zu beleben (xíng qì huó xuè) und die Meridiane zu öffnen (tōng jīng). Die Punkte huán zhōng shàng und huá tuó jiā jǐ des fünften Brustwirbels wurden täglich sedierend akupunktiert, ohne sie liegen zu lassen. Nach fünf Behandlungen waren die Schmerzen gelindert. Der Patient konnte den Fuß um 80 Grad heben und auch 30 Minuten schmerzfrei gehen. Weitere drei Behandlungen beseitigten seine Beschwerden. Bei der Nachuntersuchung nach zwei Monaten hatte er keinen Rückfall erlitten.