Am Punkt Bl 1 (jīng míng) wird eine dünne 28 G Nadel benutzt, die senkrecht etwa 1,5 cun tief eingestochen wird. Die Nadel wird alle drei Minuten gedreht und rotiert sowie gehoben und gesenkt, um so mit sedierender Manipulation ein Gefühl von Fülle und Schwere im ganzen Auge und der Orbita zu erreichen. Die Nadel wird eine halbe Stunde liegengelassen.
Die anderen angegebenen Punkte werden bis zum Bluten mit der dreikantigen Nadel spitz gestochen. An jedem Punkt wird nur ein halber Milliliter Blut abgelassen.
Nach der Akupunktur haben die Patienten gewöhnlich tränende Augen, Kopfschmerzen, ein Völlegefühl in den Augen, und sie fühlen sich sehr entspannt, die Beschwerden bessern sich. Man kann auch Bl 2 (zǎn zhú) benutzen. In der Regel genügen drei Behandlungen für die Heilung der Konjunktivitis.
Fallbeispiel: Akute Konjunktivitis
Ein 14jähriger Junge hatte seit vier Tagen rote und schmerzhafte Augen. Zuerst begannen die Schmerzen im linken Auge und griffen dann auf das rechte Auge über. Die Schmerzen waren stechend, die Augen geschwollen. Er war lichtscheu, und der Tränenfluss ließ ihn nicht die Augen öffnen. Die Blutgefäße in der Sklera waren gestaut. Der Patient hatte Kopfschmerzen, Fieber, fröstelte und hatte einen bitteren Geschmack im Mund. Er schied nur wenig dunklen Urin aus. Sein Stuhl war trocken. Die Zunge hatte eine rote Spitze und einen dünnen gelben Belag. Der Puls war gespannt und beschleunigt (xián shuò).
Es wurde an den angegebenen Punkten zum Blutenlassen punktiert, damit die Schwellung zurückgehen sollte und die Schmerzen gestillt würden. Die Punkte Bl 1 (jīng míng) und Bl 2 (zǎn zhú) vom Fuß tài yáng-Blasenmeridian wurden akupunktiert. Die Behandlung dieses Meridians ist bei allen Augenerkrankungen indiziert. Darüberhinaus ist der tài yáng-Meridian verantwortlich für die oberflächliche Schicht des Körpers (zhǔ biǎo). Wenn man ihn akupunktiert, werden Wind und Hitze im oberen Teil des Körpers zerstreut und ausgeleitet (shū sàn shàng jiāo fěng rè). Tài yáng und die Ohrspitze sind zusätzliche Punkte. Spitzes Stechen zum Blutenlassen an diesen Punkten eliminiert pathogene Hitze. Gbl 1 (tóng zǐ liáo) ist ein Punkt auf dem shào yáng-Gallenblasenmeridian. Der Punkt gehört zum Holzelement und ist verantwortlich für Wind (zhǔ fěng). Er kann den Wind zerstreuen (néng shū fěng) und das ministerielle Feuer in der Gallenblase sedieren (xiè xiàng huǒ). Die kombinierte Behandlung aller dieser Punkte durch spitzes Stechen kann den Wind zerstreuen, die Hitze klären (sàn fěng qīng rè), die Meridiane klären und das Sehen verbessern (tōng luò rníng mù). Im vorliegenden Fall waren die Beschwerden nach zwei Behandlungen beseitigt.