In der Praxis werden Akupunkturpunkte zur Behandlung von Kopfschmerzen nach ihrer Lokalisation und der Art der Erkrankung ausgesucht:
Wir wählen meist den Extrapunkt
yìn táng bei Stirnkopfschmerzen,
Bl 9 (yù zhěn) bei Hinterkopfschmerzen,
Gbl 6 (xuán Ií) und
Gbl 8 (shuài gǔ) bei seitlichen Kopfschmerzen und
sì shén cōng bei Scheitelkopfschmerzen.
Ein bis zwei weitere Punkte werden je nach der Grundlage der Erkrankung dazu genommen:
- Wenn Wind mit Frösteln und Fieber der vorherrschende pathogene Faktor ist, wird Gbl 20 (fěng chí) akupunktiert;
- bei Patienten mit überschießendem nervöser Unruhe und Schwindel behandelt man zusätzlich Le 3 (tài chōng);
- bei vorherrschender Nässe und Schleim mit Völlegefühl in der Brust und Übelkeit wählt man Ma 40 (fěng lóng);
- bei Patienten mit Vergesslichkeit und Schlaflosigkeit als Ausdruck von Blutmangel sticht man außerdem Bl 17 (gé shū).
Stichtechnik
Von großer Bedeutung ist die Tiefe des Einstichs. Am Punkt
Gbl 20 (fěng chí) beispielsweise ist eine Einstichtiefe von 1,5 bis 2 cun optimal. Ein tieferes Einstechen könnte das Rückenmark verletzen, während eine oberflächliche Akupunktur wirkungslos bliebe.
Weiterhin ist die Richtung sehr wichtig, in die sich das Nadelgefühl ausbreitet: Es sollte sich immer in die betroffene Seite hinein ausbreiten. Im Allgemeinen wird sedierend manipuliert. Die Nadel bleibt 20 bis 30 Minuten liegen. Es ist üblich, sieben Sitzungen als einen Behandlungszyklus festzulegen.
Fallbeispiel: Kopfschmerzen
Eine 38jährige Technikerin klagte seit zwei Wochen über pulsierende Kopfschmerzen in der linken Temporalregion und Stirn. Die Schmerzen waren unerträglich und von Übelkeit und Erbrechen begleitet. Sie hatte bis zu 3 bis 4 Anfälle täglich, die eine halbe bis eine Stunde dauerten. Die Schmerzen wurden durch Erschöpfung und emotionale Störungen verstärkt. Sie konnte schlecht schlafen, war appetitlos und litt unter Verstopfung. Die Menstruation war jedoch normal. Das Computertomogramm des Schädels war unauffällig. Verschiedenartige Therapieformen erzielten keine Besserung.
Bei der Untersuchung war die Patientin erschöpft. Sie hatte ein gerötetes Gesicht, ihr Geist war klar, sie war nur sehr müde. Die Zunge war rot mit dünnem weißem Belag, der Puls gespannt und schmal (xián xì). Die Diagnose lautete: Pathogene Wind-Hitze dringt in den yang-míng-Meridian und in den shào-yáng-Meridian ein.
Es wurden die Punkte
yìn táng,
Gbl 6 (xuán lí),
Gbl 8 (shuài gǔ) und
Gbl 20 (fěng chí) ausgewählt. Am Punkt
yìn táng wurde die Nadel 0,5 bis 0,8 cun weit unter der Haut bis zur Nasenwurzel hineingestochen. Nach dem Beginn des qi-Gefühls wurde die Nadel wiederholt gedreht und am Schaft gekratzt, damit das Gefühl sich in die Stirnregion ausbreitete.
Beim Punktieren von
Gbl 6 (xuán Ií)) wurde die Nadel horizontal in Richtung
Gbl 8 (shuài gǔ) 1,5 bis 2 cun weit vorgeschoben und mit großer Amplitude gedreht und rotiert, um ein Ausbreiten des qi-Gefühls an der ganzen Seite des Kopfes zu erreichen. Die Nadeln wurden nach Besserung des Kopfschmerzes herausgezogen. Nach nur zwei Sitzungen war die Patientin schmerzfrei. Auch nach einem Monat hatte sie keinen Rückfall gehabt.