Diese Methode kann man an den oberflächlichen Teilen des Lenkergefäßes, des Gallenblasenleitbahn (Fuß shào yáng) und des Blasenleitbahn (Fuß tài yáng) anwenden. Sie ist sehr wirksam zur Behandlung von Kopfschmerzen aufgrund von aufsteigendem yáng der Leber. Damit wird das Aufbrausen des yáng unterdrückt (qián yáng jiàng nì), die Verbindungsgefäße werden geöffnet (tōng luò) und die Schmerzen gelindert.

Methodik

a) Oberflächliche Akupunktur

Das Nadelinstrument zur mehrfachen oberflächlichen Akupunktur besteht aus dem Nadelkopf, der Spritze, dem hinteren Abschnitt, dem festen und dem beweglichen Handgriff und der Einstellschraube (siehe Abbildung 1). Man dreht an der Einstellschraube und lässt die Nadeln etwa 2 mm lang zur Akupunktur am Kopf und 3 mm lang zur Akupunktur am Rücken herausragen. Man führt das Instrument mit dem festen Handgriff an den betreffenden Punkt und löst mit dem beweglichen Handgriff die Akupunktur mit den Nadeln aus.

Nadelinstrument

b) Schröpfen

Der Schröpfkopf (siehe Abbildung 2) besteht aus Gummi. Man nimmt den Körper des Schröpfkopfes zwischen den Zeige-, Mittelfinger und Daumen und drückt ihn zusammen. Dann setzt man ihn auf die zu behandelnde Stelle und lässt los, damit sich der Schröpfkopf über der zu behandelnden Stelle festsaugt.

Schröpfkopf

c) Punktauswahl

  • Punkte auf dem Lenkergefäß am Kopf: Von yìn táng bis LG 16 (fěng fǔ)
  • Auf dem Gallenblasenmeridian am Kopf: Gbl 14 (yáng bái) bis Gbl 20 (fěng chí), Gbl 4 (hàn yàn) bis Gbl 7 (qū bìn), Gbl 8 (shuài gǔ) bis Ma 4 (wán gǔ)
  • Auf dem Blasenmeridian am Rücken: Bl 11 (dà zhù) bis Bl 30 (bái huán shū).

d) Verfahrensweise

Zunächst werden die Meridiane am Kopf und am Rücken mit dem Nadelinstrument dreimal oberflächlich punktiert. Dann setzt man die Schröpfköpfe am Rücken von oben nach unten entlang dem Meridian auf und belässt sie für 30 Minuten. Die Behandlung wird einmal täglich durchgeführt. Zwischen zwei Behandlungsserien von jeweils fünf Behandlungen wird eine Pause von zwei Tagen eingelegt.

Fallbeispiel: Kopfschmerzen

Eine 58jährige Frau klagte seit drei Jahren über Kopfschmerzen und Schlaflosigkeit. Es wurde die Diagnose essentielle Hypertonie gestellt. Die Patientin wurde mit Antihypertensiva und Sedativa therapiert. Sie hatte krampfartige Schmerzen an beiden Seiten des Kopfes, nachdem sie sich geärgert hatte. Außerdem klagte sie über Schwindel, nervöse Unruhe, einen bitteren Geschmack im Mund, sie litt an Verstopfung und hatte ein Völlegefühl im Rücken. Der Puls war gespannt und schmal (xián xì), die Zunge hatte eine rote Spitze und einen dünnen gelben Belag. Bei der Untersuchung war der Blutdruck 190/110 mmHg.

Die Diagnose war Kopfschmerz durch Aufbrausen des yáng der Leber, das durch Ärger verursacht war. Die Behandlung musste darin bestehen, das Aufbrausen des yáng zu unterdrücken, die Verbindungsgefäße zu öffnen, um die Schmerzen zu lindern.

Die Patientin wurde an den Punkten yìn táng bis LG 16 (fěng fǔ), Gbl 14 (yáng bái) bis Gbl 20 (fěng chí), Gbl 4 (hàn yàn) bis Gbl 7 (qū bìn), Gbl 8 (shuài gǔ) bis Ma 4 (wán gǔ), Bl 11 (dà zhù) bis Bl 30 (bái huán shū) behandelt. Zunächst wurde oberflächlich an den Punkten dreimal punktiert, dann wurden die Schröpfköpfe an den Punkten des Blasenmeridians am Rücken aufgesetzt und 30 Minuten liegengelassen. Diese Behandlung wurde täglich durchgeführt. Nach fünf Sitzungen waren die Kopfschmerzen gelindert. Sie konnte normal schlafen, und der Blutdruck war auf 150/90 mmHg abgefallen. Nach einer Pause von zwei Tagen wurden weitere drei Sitzungen durchgeführt, um den Behandlungserfolg zu stabilisieren. Dann waren die Kopfschmerzen verschwunden. Sie hatte keinen Rückfall gehabt, als sie nach zwei Jahren nachuntersucht wurde.

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