- Kopfschmerzen, bei denen die drei yáng-Meridiane (sān yáng jīng tóu tòng) betroffen sind und
- Kopfschmerzen, bei denen der Lebermeridian (jué yīn tóu tòng) betroffen ist.
Bei beiden Typen werden akute von chronischen Kopfschmerzen unterschieden: Bei akuten Schmerzen werden Fernpunkte der betroffenen Leitbahnen akupunktiert, bei chronischen Schmerzen lokale Punkte.
Auswahl lokaler Punkte bei chronischen Kopfschmerzen
- Gbl 20 (fěng chí) wird mit dünnen Nadeln 1 cùn tief auf das gegenüberliegende Auge gerichtet gestochen. Bei Kopfschmerzen vom Fülle- oder Hitze-Typ soll man sedierend manipulieren und die gleichmäßig tonisierende und gleichmäßig sedierende Methode anwenden. Man hebt und senkt die Nadel solange, bis das qì-Gefühl empfunden wird, dann wird sie gedreht und rotiert.
- Tài yáng wird mit der Stichrichtung nach schräg unten 0,8 cùn tief gestochen und in derselben Weise manipuliert.
- Bei frontalen Kopfschmerzen akupunktiert man Di 4 (hè gǔ) und Ma 44 (nèi tíng).
- Bei Kopfschmerzen in der temporalen Region akupunktiert man 3E 5 (wài guān) und Gbl 41 (zú Iín qì).
Kopfschmerzen: Fallbeispiel 1
Ein 17jähriger Schüler hatte seit zwei Monaten Kopfschmerzen. Dieser Schmerz war in der Stirnregion lokalisiert und strahlte nach beiden Seiten in die temporalen Regionen aus. Der Patient hatte ein gerötetes Gesicht. Die Blutgefäße der schmerzenden Regionen färbten sich während der Kopfschmerzanfälle rot. Der Patient klagte dabei auch über Übelkeit. Medikamente hatten ihm keine Erleichterung gebracht. Die Schmerzen waren nachts schlimmer, und der Patient hatte einen schlechten Appetit.
Bei der Untersuchung zeigte der Patient einen gelben fettigen Zungenbelag und Petechien im vorderen Teil der Zunge. Sein Puls war gespannt, schlüpfrig und beschleunigt (xián huá shuò). Die Diagnose war: Kopfschmerzen im yáng míng-Meridian.
Die Behandlung musste darin bestehen, den yáng míng-Meridian zu klären und abzuleiten (qīng xiè yáng míng). Dazu wurden tài yáng, Bl 2 (zǎn zhú), Di 4 (hè gǔ), Ma 44 (nèi tíng), Di 11 (qū chí) mit sedierender Manipulation akupunktiert. Besonders stark manipuliert wurde an den Punkten Di 4 (hè gǔ), Ma 44 (nèi tíng) und Di 11 (qū chí). Nach der Akupunktur war der Schmerz verschwunden. Jeden Tag wurde nun akupunktiert und mit traditionellen Medikamenten behandelt.
Obwohl die Verschlechterung des Kopfschmerzes, die immer in der Dämmerung auftrat, sich verminderte, war aber die pathogene Wind-Hitze im yáng míng-Meridian noch nicht beseitigt. Der Schmerz kehrte zwei Tage später gegen am Abend wieder. Aber nun wanderte der Schmerz, die Rötung der Blutgefäße und des Gesichtes verschwand, die Zunge war noch rot mit dünnem gelbem Belag, der Puls gespannt und schlüpfrig (xián huá). Gbl 20 (fěng chí), tài yáng, 3E 5 (wài guān). Gbl 41 (zú Iín qì), Di 4 (hè gǔ) und Le 3 (tài chōng) wurden akupunktiert.
Gbl 20 (fěng chí), 3E 5 (wài guān) und Gbl 41 (zú Iín qì) wurden gestochen, um die Hitze zu sedieren, und weil der Schmerz sich in die temporalen Regionen zog. Tài yáng und Di 4 (hè gǔ) wurden zusätzlich akupunktiert, um die oberen Teile des Körpers zu klären. Le 3 (tài chōng) und Di 4 (hè gǔ) sollten die Linderung der Schmerzen verstärken. Le 3 (tài chōng) ist ein Punkt auf dem Lebermeridian und hat eine Verbindung zum Gallenblasenmeridian. Er kann Gbl 20 (fěng chí) und Gbl 41 (zú Iín qì) analgetisch unterstützen. Die vier Punkte wurden alternierend benutzt. Nach weiteren zehn Sitzungen waren die Schmerzen verschwunden. Bei der Nachuntersuchung hatte der Patient zwei Jahre keinen Rückfall gehabt.
Kopfschmerzen: Fallbeispiel 2
Ein zwölfjähriger Schüler litt seit zwei Tagen an Kopfschmerzen im Scheitelbereich, die in beide Seiten des Kopfes ausstrahlte. An den schmerzhaften Stellen war die Kopfhaut gerötet. Der Patient konnte dort nicht berührt werden. Die Gebiete entlang der Leberleubahn waren druckempfindlich, und der Patient fühlte sich heiß. Er klagte über Übelkeit und Schwindel.
Bei der Untersuchung sahen wir einen Jungen in mäßigem Ernährungszustand, mit gerötetem Hals, dünnem fettigem Zungenbelag und einem leicht gespannten Puls (shāo xián).
Bl 67 (zhì yīn) wurde punktiert, um das Feuer aus dem Oberkopf auszuleiten. Am Punkt Di 1 (shāng yáng) wurde Blut abgelassen, um die Hitze zu reduzieren. Gbl 43 (xiá xī) wurde gestochen, um den Schmerz zu lindern. Die drei Punkte wurden in dieser Reihenfolge gestochen, aber der Schmerz sistierte. Der Kopf war immer noch druckschmerzhaft. Der Punkt Gbl 43 (xiá xī) wurde nun links genadelt und drehend manipuliert. Daraufhin war der Schmerz behoben.
Die Ausführungen zur Nadel-Manipulation sind vage und missverständlich. Was jetzt: Tonisieren oder Sedieren bei Fülle-/Hitze? Die Drehtechnik kann beides beinhalten. Einfacher ist die Methode mittels der Stichrichtung (mit od. gegen den Verlauf) zu behandeln. Bei Fülle/Hitze ableitend/sedierend, d.h. gegen den Leitbahnverlauf.