Bei Leucoplacia vulvae werden sowohl die Wurzel der Erkrankung als auch ihre Manifestationen  (Zweig) behandelt.

Folgende Punkte werden ausgewählt:

Hauptpunkte: Bl 23 (shèn shū) und  N 11 (héng gǔ)

Zusatzpunkte: MP 6 (sān yīn jiāo) und Le 5 (lǐ gōu)

Modifikation

Bei lokaler Gewebeatrophie und Pruritus akupunktiert man auch Bl 20 (pí shū), MP 10 (xuè hǎi) und Le 11 (yīn lián).

Vorgehen

Zuerst wird Bl 23 (shèn shū) auf beiden Seiten in Bauchlage akupunktiert. Dabei werden die Nadeln senkrecht 1,5 cùn tief eingeführt und tonisierend manipuliert. Man manipuliert eine Minute lang zunächst mit leichtem, dann mit tieferem Einführen der Nadeln, indem man dreimal vorstößt und einmal hebt. Dabei soll sich das Nadelgefühl in die Taille und die Glutäalregion ausbreiten. Dann soll die Patientin die Blase entleeren.

Der Punkt N 11 (héng gǔ) wird senkrecht 1,5 bis 2 cùn tief akupunktiert und tonisierend akupunktiert, so dass sich das Nadelgefühl in Richtung auf das Perineum ausbreitet.

Am Punkt MP 6 (sān yīn jiāo) wird die Nadel leicht nach oben ungefähr 1 cm tief eingeführt und mit Drehen tonisierend manipuliert. Das Nadelgefühl soll ins Knie ziehen.

Le 5 (lǐ gōu) wird senkrecht ungefähr 1 cm tief mit Drehen und Rotieren der Nadel sedierend akupunktiert. Das Nadelgefühl soll in den Fuß ziehen. Zur Akupunktur von Bl 20 (pí shū) soll sich die Patientin aufeitzen. Man inseriert die Nadel schräg auf den Unterrand des Brustwirbelkörpers in einem Winkel von 45° 1 bis 1,5 cm tief und manipuliert tonisierend mit Nadelgefühl in Richtung Taille und Hypochondrium.

Der Punkt MP 10 (xuè hǎi) wird mit gebeugtem Knie akupunktiert, wobei sich das Nadelgefühl in den Oberschenkel ausbreiten soll.

Le 11 (yīn lián) wird in Rückenlage akupunktiert. Die Nadel wird hier senkrecht 1 bis 1,5 cm tief eingestochen und sedierend gedreht, wobei sich das Nadelgefühl über den Unterbauch und in das Perineum ausbreiten soll.

Fallbeispiel

Eine 41jährige Lehrerin litt seit vier Jahren an perinealem Pruritus, der sich allmählich immer mehr verstärkte. Außerdem wurde die Haut immer mehr weiß. Verschiedene Therapiemethoden wurden erprobt und brachten keine Besserung. Die pathologische Untersuchung ergab eine Leucoplacia vulvae. In ihrer Anamnese hatte die Patientin chronische Nephritis.

Bei der Untersuchung hatte die Patientin einen weißen dünnen Zungenbelag. Der Puls war langsam und versunken (chén huǎn). Die großen Schamlippen waren mit rauer, blasser Haut bedeckt und nahe beim Perineum fand sich ein runder Fleck von 1,5 x 1,5 cm Größe mit weiß verfärbter Haut.

Die Diagnose lautete: Nässe-Hitze hat die drei yīn-Meridiane des Fußes verletzt.

Die Behandlung musste darin bestehen, die Hitze zu klären, den Juckreiz zu stillen (qīng rè zhǐ yǎng) und Milz und Niere zu kräftigen (yì pí shèn). Es mussten hier gleichzeitig Wurzel und Zweig der Erkrankung behandelt werden. Alle Punkte wurden einmal täglich akupunktiert. Nach sechs Behandlungen war der Juckreiz gestillt. Nach 15 Behandlungen waren nur noch einzelne schmale Läsionen zu erkennen. Nach 25 Behandlungen war sie im Wesentlichen geheilt.