Man muss bei der Akupunktur und Moxibustion von Magenschmerzen zwei Krankheitstypen unterscheiden, den Mangel-Typ und den Fülle-Typ.

Behandlung von Magenschmerzen vom Fülle-Typ

Beim Fülle-Typ werden die Punkte KG 12 (zhōng wǎn), Ma 36 (zú sān Iǐ) und Di 4 (hé gǔ) oder Pk 6 (nèi guān) und MP 4 (gōng sūn) akupunktiert. KG 12 (zhōng wǎn) und Ma 36 (zú sān Iǐ) lindern Magenschmerzen, während Pk 6 (nèi guān) und MP 4 (gōng sūn) zusätzlich bei Angina pectoris wirken. Man kann beim Fülle-Typ auch schmerzhafte Punkte am Rücken auswählen und mit dünnen Nadeln mittels starker Stimulation sedierend behandeln.

Behandlung von Magenschmerzen vom Mangel-Typ

Beim Mangel-Typ dagegen führt man an den genannten Punkten eine stärkende Manipulation mit Akupunktur und anschließender Moxibustion über 20 Minuten durch. Die Moxibustion der Punkte KG 12 (zhōng wǎn) und Ma 36 (zú sān Iǐ) kann direkt oder indirekt über einer Scheibe Ingwer erfolgen. Diese Behandlung wird einmal täglich durchgeführt. Zusätzlich kann man die Zustimmungspunkte am Rücken moxibustieren. Bei Magenschmerzen vom Mangel-Hitze-Typ (Yin-Mangel) ist die Moxibustion kontraindiziert.

Fallbeispiel: Magenschmerzen

Ein 24jähriger Mann hatte Magenschmerzen und Völlegefühl nach übermäßigem Essen und Trinken. Er hatte einen weißen Zungenbelag und eine rote Zunge sowie einen gespannten und schlüpfrigen Puls. Die Diagnose war Verdauungsstörung mit Retention von Speisen im Gastrointestinaltrakt (Fülle-Typ). Die oben genannten Punkte wurden sedierend genadelt. Die Nadeln wurden für 15 Minuten belassen. Schon nach drei Minuten fühlte er sich besser und hatte keinen Rückfall. Bei solch akuten Beschwerden kann die Akupunktur sehr schnell und nachhaltig wirken.
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