Magenschmerzen (chronische Gastritis) werden von uns mit einer Kombination aus unteren Zusammenflusspunkten (untere hé-Meer-Punkte) sowie Zustimmungs- und Alarmpunkten (shū und mù) behandelt, wobei dieses Konzept in manchen Fällen modifiziert wird.

Folgende Punkte werden ausgewählt:

  • Als Zustimmungspunkte (shū): Bl 21 (wèi shū), Bl 20 (pí shū), Bl 23 (shèn shū)
  • Als Alarmpunkte (mù): KG 12 (zhōng wǎn), KG 4 (guān yuán)
  • Als unterer Zusammenflusspunkt (hé): Ma 36 (zú sān lǐ)

Vorgehensweise

Diese drei Punktgruppen werden abwechselnd angewendet. Es wird mit Drehen und Rotieren der Nadeln tonisierend manipuliert. Man benutzt 1 cun lange dünne Nadeln für die Zustimmungspunkte am Rücken. Nachdem das Nadelgefühl erreicht wurde, schiebt man die Nadel vor bis zu dem dazugehörigen huá tuó jiā jǐ-Punkt und lässt die Nadel dann 20 Minuten liegen.

Anschließend wird Moxibustion über einer Ingwerscheibe mit 7-9 Moxakegeln durchgeführt, bis der Patient sich ziemlich warm fühlt.

Diese Therapie führt man einmal täglich durch, wobei zehn Sitzungen einen Therapiezyklus bilden. Vor einem neuen Zyklus macht man eine Woche Pause. Wenn die Magenschmerzen geheilt sind, soll man Tuina-Therapie für 10 bis 20 Sitzungen an aufeinanderfolgenden Tagen oder an jedem zweiten Tag durchführen, um das Behandlungsergebnis zu festigen.

Magenschmerzen: Fallbeispiel

Ein 50jähriger Geologe klagte über Magenschmerzen seit vier Jahren, die sich seit einem Jahr verschlechtert hätten. Aufgrund seiner auswärtigen Arbeit konnte er nur unregelmäßige Mahlzeiten zu sich nehmen; so hatte er nach dem Genuss von rohen oder kalten Speisen meistens Magenschmerzen und Übelkeit und erbrach auch öfter klare Flüssigkeit. Die Magenschmerzen wurden durch heiße Ingwerlösung gemildert. Er hatte so häufig Schmerzen, dass er ganz erschöpft war, den Appetit verlor und dünne Stühle bekam. Er wurde gastroskopiert und die Diagnose „chronische oberflächliche Gastritis“ gestellt. Ohne irgendeinen Erfolg wurde er mit westlichen und traditionellen Medikamenten behandelt.

Bei der Untersuchung hatte er eine fahle Gesichtsfarbe, kalte Gliedmaßen mit deutlicher Druckempfindlichkeit an den Punkten KG 12 (zhōng wǎn), Bl 21 (wèi shū) und Bl 20 (pí shū), einen dünnen weißen Zungenbelag und einen versunkenen und schmalen Puls.

Die Behandlung bestand darin, mit wärmenden Methoden das yáng der Milz zu aktivieren (wěn yùn pí yáng), die Mitte zu harmonisieren und den Magen zu stärken (hé zhōng jiàn wèi). Es wurde mit neun Moxakegeln über Ingwer moxibustiert.

Nach einem Therapiezyklus waren die Schmerzen gelindert und mit zwei Therapiezyklen war er geheilt. Er fühlte sich erfrischt, hatte besseren Appetit und normalen Stuhl. Anschließend bekam er Tuina-Behandlungen an jedem zweiten Tag. Als er nochmals gastroskopiert wurde, waren die Schwellung und das Ödem der Schleimhaut verschwunden und die Erosionen und Blutungen geheilt.

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