- Fülle-Syndrom mit akuten und heftigen Schmerzen und
- Mangel-Syndrom mit chronischen und dumpfen Schmerzen.
Zur Behandlung der Erscheinungsform (Zweig bzw. Symptome) werden ausgewählt:
- Als Quellpunkt (yuán): Le 3 (tài chōng)
- Als Durchgangspunkte (luò): Pk 6 (nèi guān) und MP 4 (gōng sūn)
- Als Grenzpunkt (xī): Ma 34 (líang qiū)
Zur Behandlung der Ursache (Wurzel bzw. Syndrom) werden ausgewählt:
- Als Zustimmungspunkte (shū): Bl 21 (wèi shū), Bl 20 (pí shū), Bl 18 (gān shū) (oder die huá tuó jiā jǐ des 9., 10. und 11. Brustwirbels)
- Als Alarmpunkt (mù) des Magens: KG 12 (zhōng wǎn)
- Als unterer He-Meer-Punkt (hé) des Magens: Ma 36 (zú sān Iǐ)
Während eines Schmerzanfalls werden die Erscheinungsformen (Symptome) behandelt, im beschwerdefreien Intervall wird die Ursache (Syndrom) behandelt.
Vorgehensweise im Schmerzanfall
Bei heftigen Schmerzen nimmt man 32 G dünne 1,5 cun lange Nadeln mit sedierender Manipulation. Man führt die Nadel schnell bis zu der erforderlichen Tiefe ein, dabei erscheint das Nadelgefühl sofort. Dann manipuliert man die Nadel ununterbrochen, bis der Schmerz sistiert. Man manipuliert nun intermittierend für 15 bis 20 Minuten, um das Ergebnis zu festigen.
Bei Kälte-Schmerz kann man 15 Minuten lang auf den Punkt KG 12 (zhōng wǎn) Moxibustion anwenden. Wenn der Patient auch Rückenschmerzen hat, kann man lokal schröpfen für 8 bis 10 Minuten.
Bei langsam beginnendem und dumpfem Schmerz kann man mit der gleichmäßig tonisierenden und sedierenden Methode manipulieren. Dazu benutzt man eine 32 G dünne 1,5 cun lange Nadel. Nach Erreichen des Nadelgefühls manipuliert man die Nadel kontinuierlich für 30 bis 60 Sekunden oder bis der Schmerz gestillt ist.
Bei der Behandlung des Zweiges (der Erscheinungsform) ist das Ziel, den Schmerz zu lindern und die Blutung zu stillen. Deshalb gibt man eine Behandlung pro Tag oder alle 4 bis 6 Stunden, wenn erforderlich.
Vorgehensweise im Intervall
Im Intervall manipuliert man mit gleichmäßig sedierenden und gleichmäßig tonisierenden Methoden oder mit schneller und langsamer tonisierender Manipulation, bis ein mildes oder mäßig starkes Nadelgefühl erreicht ist. Dann führt man die Manipulation noch 5 bis 10 Sekunden weiter und lässt die Nadel 20 bis 30 Minuten liegen.
Bei Mangel an yīn im Magen wird lediglich genadelt. Bei Blutung im Magen wendet man die pickende Moxibustion mit der Moxarolle an den Punkten Ma 45 (Iì duì) und Le 1 (dà dūn) an für 10 bis 20 Minuten, oder man moxibustiert mit 3 bis 5 korngroßen Moxakegeln.
Zur Behandlung der Ursache behandelt man einmal täglich oder an jedem zweiten Tag. Dabei bilden 10 bis 15 Sitzungen einen Therapiezyklus.
Magenschmerzen: Fallbeispiel
Ein 38jähriger Mann klagte über Magenschmerzen, die er seit sechs Jahren hatte, und die durch Kälte, Erschöpfung, unregelmäßige Mahlzeiten und emotionale Störungen verschlimmert wurden. Die Diagnose „peptisches Magengeschwür“ wurde gestellt. Zwei Tage zuvor waren die Schmerzen sehr stark gewesen, und er hatte auch Krämpfe im Rücken gehabt. Medikamente hatten keinen Erfolg gebracht.
Bei der Untersuchung hatte der Patient einen dünnen weißen Zungenbelag, einen gespannten und engen Puls. In diesem Fall wurde der Magen durch Kälte angegriffen.
Folgende Punkte wurden nacheinander genadelt:
- KG 12 (zhōng wǎn),
- Pk 6 (nèi guān),
- Ma 34 (líang qiū) und
- Ma 36 (zú sān Iǐ).
Es wurde sedierend manipuliert und ein mäßig starkes Nadelgefühl ausgelöst. Es wurde drei Minuten kontinuierlich manipuliert, bis die Schmerzen gestillt waren. Dann wurden die Nadeln belassen und für 15 Minuten moxibustiert. Anschließend entfernte man die Nadeln und beendete die Moxibustion. Danach wurde Bl 21 (wèi shū) genadelt mit gleichmäßig tonisierender und sedierender Manipulation und mäßig starkem Nadelgefühl. Die Nadeln wurden nach einer Minute gezogen. Nun wurde für zehn Minuten geschröpft. Diese Behandlung wurde einmal täglich gegeben. Nach vier Behandlungen waren die akuten Beschwerden verschwunden. Dann wurde die Wurzel der Erkrankung behandelt, um das Ergebnis zu festigen.