Manipulation und Vorgehen bei Migräne

Man hält eine 32 Gauge dicke und 1 cùn lange Nadel mit dem Daumen, Zeige- und Mittelfinger, so dass nur die Spitze zu sehen ist. Nun sticht man in der Gegend der Migräne einer Frequenz von sechsmal pro Sekunde etwa zweihundert Mal sanft und oberflächlich ein. Gleichzeitig beklopft man mit der palmaren Fläche des kleinen Fingers ebenfalls die schmerzhaften Stellen.

Nach einer Pause von fünf Minuten wiederholt man dieses Vorgehen, bis der Schmerz hinreichend gelindert ist.

Fallbeispiel: Migräne

Eine 40jährige leitende Krankenschwester klagte über schwere Migräne seit einem halben Jahr. Sie wurde bisher erfolglos in einem Krankenhaus behandelt.

Bei der Untersuchung hatte sie eine fahle Gesichtsfarbe, träge Bewegungsweise und eine Abneigung zu sprechen. Sie schlug häufig mit den Fäusten gegen ihren Kopf. Ihr Puls war gespannt und schmal (xián xì), die Zunge trocken und purpurfarben. Sie litt unter Verstopfung, der Urin war spärlich, ihr Appetit schlecht und sie konnte schlecht schlafen. Die Diagnose lautete: Migräne vom Fülle-Typ bei zugrundeliegendem Mangelzustand mit Blutstase.

Oberflächliches Punktieren in einem großen Bereich ist nach der traditionellen Regel des inneren Kanons eine der 59 verschiedenen Arten des Stechens. Diese Methode ist hilfreich beim Ausleiten von Fieber und bei der Bekämpfung von Schmerzen. Das Beklopfen ist hilfreich zur Auflösung von Stagnationen.

Bei der Patientin wurde die Kombination beider Verfahren angewendet. Nachdem die schmerzhafte Kopfregion zweihundert Mal gereizt worden war, nahm die Patientin eine deutliche Linderung ihrer Schmerzen wahr. Nach einigen Minuten wurde die Methode wiederholt.

Am nächsten Tag wurden zwei weitere Behandlungen gegeben, die die Beschwerden der Patientin wesentlich besserten. Weil es sich um eine chronische Erkrankung handelte, musste etwas unternommen werden, damit die Störung des ministeriellen Feuers nicht rezidivierte. Deshalb wurde mit einer 32 Gauge dünnen Nadel der Punkt 3E 16 (tiān yǒu) akupunktiert und sedierend manipuliert, um den Meridian zu klären und die Schmerzen zu stillen.

Mit der Methode der oberflächlichen Akupunktur mit einer einzigen Nadel über eine größere Fläche und des Beklopfens mit der lateralen Handfläche kann man das Blut beleben, die Stase des Blutes eliminieren (huó xuè kāi yū) und die Meridiane öffnen, um so den Schmerz zu stillen (tōng jīng zhǐ tòng). Bei sehr heftiger Migräne aufgrund von Blutstase ist dies eine erfolgversprechende Therapie.

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Deadman, Peter; Al-Khafaji, Mazin; Baker, Kevin

Handbuch Akupunktur

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