Die Ursachen für Nasenbluten sind vielfältig.

  • Es kann sich um Eindringen von äußerem Wind und Kälte in die Lunge handeln (wài gǎn fěng hán fàn fèi), die dazu führen, dass die Lunge ihre zerstreuenden Funktionen nicht mehr ausführen kann (fei qì shī yí).
  • Oder es bleibt nach dem Abklingen einer Kälteerkrankung stagnierende Hitze zurück (yù rè wèi qīng), die zu trüber Flüssigkeit gerinnt und so die Nase All dies steht in Verbindung mit dem Lungenmeridian.
  • Oder es kann sich auch um aufflammendes Feuer von Leber und Gallenblase handeln (gān dǎn huǒ shèng), das die Nasenhöhle befällt.

In jedem Fall handelt es sich bei Nasenbluten um eine Erkrankung vom Fülle-Typ. Deshalb soll man nach dem Prinzip behandeln, den Überschuss zu sedieren (shèng zé xiè zhi). Bei Fülle kommt es darauf an,noch während des Nasenblutens zu akupunktieren (ré zé jí zhi), um den Wind ausleiten, die Hitze zerstreuen (qū fěng sàn rè), die Lunge verteilen und ihre Öffnungen wieder freimachen (xuān fèi kāi qiào), die Hitze in der Leber klären, das Feuer in der Gallenblase vermindern (qīng gān rè, xiè dǎn huǒ) und die Nasenhöhle wieder zu öffnen.

Dazu wählt man die Punkte yìn tang (Extrapunkt M-HN 3), Di 20 (yíng xiāng) und Di 4 (hé gǔ) aus.

Fallbeispiel: Nasenbluten

Ein 52jähriger Mann litt an verstopfter Nase mit eitrigem Ausfluss. Außerdem hatte er seit Jahrzehnten Kopfschmerzen und Schwindel. Immer wenn er sich erkältet hatte, bekam er diese Symptome. Es war die Diagnose chronische Sinusitis gestellt worden, und er war bisher erfolglos behandelt worden.

Bei der Untersuchung hatte er eine blasse Gesichtsfarbe, sah ausgezehrt aus und fühlte sich sehr schlapp. Seine Zunge sah dunkel aus mit dünnem gelbem Belag und etwas fettigem Belag über der Zungenwurzel. Der Puls war gespannt und beschleunigt (xián shuò).

Der Punkt Di 20 (yíng xiāng) wurde in Richtung auf die Nasenwurzel etwa 5 fěn tief akupunktiert. Zusätzlich wurden yìn táng und Di 4 (hé gǔ) genadelt. Die Punkte wurden durch Heben und Senken der Nadeln sedierend manipuliert. Nach zehn Behandlungen war die Atmung durch die Nase leicht möglich, der Ausfluss hatte nachgelassen, und die Kopfschmerzen waren gelindert. Nach weiteren fünf Behandlungen hatte sich dieses Behandlungsergebnis stabilisiert. Anschließend wurde der Patient zu qì gōng-Übungen (líng zǐ) angeleitet, um seine Abwehrkraft zu stärken. Nach einem Jahr wurde er nachuntersucht: Er hatte in dieser Zeit keinen Rückfall erlitten.

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