Bei Periomarthritis werden die Punkte Gbl 34 (yáng líng quán) und Le 3 (tài chōng) ausgewählt, um die Sehnen zu entspannen und die Verbindungsgefäße zu beleben (shū jīn huó luò). Gbl 34 (yáng líng quán) ist der Punkt auf dem Gallenblasenmeridian (Fuß shào yáng), an dem das Meridian-qì eintritt. Außerdem ist er ein Kreuzungspunkt von acht Meridianen und gehört zum Holzelement. Er kann die Energie in Leber und Gallenblase zerstreuen (shū xiè gān dǎn), Hitze klären und Nässe vertreiben (qīng rè lì shī). Er kann die Sehnen entspannen und die Verbindungsgefäße beleben und so die Schmerzen stillen. Der Punkt Le 3 (tài chōng) ist der Transportpunkt des Lebermeridians (Fuß jué yīn) und der Punkt, an dem das Meridian-qì eintritt. Der Punkt gehört zum Element Holz und kann die Leber beruhigen, ihre Energie regulieren (shū gān lǐ qì), die Zirkulation des Blutes beleben und die Verbindungsgefäße öffnen (huó xuè tōng luò), den Wind und die Energie der Leber beruhigen (ping gän xifeng) und die Nässe-Hitze zerstreuen (shū xiè shī rè). Die Gallenblase ist ein inneres Organ mit yáng-Charakter (zàng), die Leber hat yīn-Charakter (fǔ). Wir kombinieren mit der Anwendung dieser angegebenen zwei Punkte einen oberflächlichen mit einem tiefen, einen mit yīn- und einen mit yáng-Charakter. Damit können wir Gallenblase und Leber sowie das qì regulieren (hé tiáo gān dǎn). So werden die Schmerzen gelindert. Das Element Erde wird besänftigt und das Element Holz gehemmt (shü tu yi mu). So werden Spannungs- und Völlegefühl gebessert (xiāo zhàng chú mǎn), das Blut aktiviert, die Blutstase eliminiert (huó xuè sàn yū) und die Sehnen entspannt (shū jīn).

Fallbeispiel

Eine 60jährige Frau hatte vor vier Jahren im Winter Schmerzen in beiden Schultern bekommen. Die Schulter wurde steif, schwer und schmerzhaft, und sie hatte Schwierigkeiten, den Arm zu heben. Die Schmerzen wurden mit Bewegung immer schlimmer, auch bei Regen und an trüben Tagen. Sie bekam Probleme mit dem Anziehen von Kleidung und beim Kämmen. Die Symptomatik war auf der rechten Seite deutlicher. Hitze besserte die Schmerzen und Kälteeinwirkung verschlimmerte sie. Sie hatte traditionelle Medikamente ohne Erfolg angewendet. Bei der Untersuchung war die Patientin von normaler Erscheinung. Sie konnte die Schulter um 60 Grad abduzieren und um 100 Grad anteflektieren. Aufgefordert, das Ohr auf der Gegenseite zu berühren, reichte sie nur bis zum Scheitel. Die Zunge war blass mit dünnem weißem Zungenbelag, der Puls versunken und gespannt (chén xián). Diagnose: Wind und Kälte dringen in den Körper ein (fěng hán nèi xí) beeinträchtigen die Sehnen und Verbindungsgefäße (jīng jīn shòu lèi), vermindern die Energie in den Meridianen (jīng qi bú lì) und lassen qì und Blut auf ihren normalen Bahnen nicht ungehindert fließen (qì xùe xún xíng bú chàng). Es wurden die Punkte Gbl 34 (yáng líng quán) und Le 3 (tài chōng) mit sedierender Technik gestochen. Die Patientin sollte die Schulter während der Akupunktur mit immer größerem Radius bewegen. Es wurde ihr jedoch ein zu großer Krafteinsatz untersagt, um keine Verletzung der Sehnen zu provozieren. Die Schmerzen waren nach einer Therapiesitzung gebessert, die Abduktion erweitert auf 80 Grad, die Anteflexion auf 120 Grad. Ein Gefühl der Wundheit und Schwere war noch vorhanden. Sie konnte das Ohr auf der Gegenseite mit der Hand berühren. Weitere zwei Sitzungen beseitigten ihre Beschwerden.
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