Die rheumatische Arthritis wird mit Akupunktur an Punkten behandelt, die entsprechend der Lokalisation der Schmerzen und des Leitbahnenverlaufs ausgewählt werden.

Behandlungsvorschrift bei Schmerzen im Kniegelenk

  1. Man beugt das Knie und fixiert das Bein mit der einen Hand. Etwa 2 cùn oberhalb des Knies sucht man den druckempfindlichsten Punkt und nadelt hier mit neutraler Manipulation oder man legt eine intrakutane Nadel an. Dies erzielt sofortige Besserung der Beschwerden.
  2. Man nadelt die Punkte Extrapunkt xī yǎn (Knieaugen), Extrapunkt hè dǐng (Kranichs Gipfel, am Mittelpunkt des Oberrands der Patella) und Extrapunkt bìn dǐ (am Mittelpunkt des Unterrandes der Patella). An allen Punkten muss ein Nadelgefühl empfunden werden.

Behandlungsvorschrift bei Gelenkschmerzen im Ellenbogen

  1. Alle sechs hé-Punkte, die in der Gegend des Ellenbogens liegen, werden genadelt.
  2. Es werden die druckempfindlichsten Punkte genadelt.
  3. Der Punkt Dü 8 (xiǎo hǎi) wird genadelt, nachdem er genau lokalisiert wurde: Das Gelenk wird gebeugt, dann die Nadel durch die Haut gestochen und das Nadelgefühl aufgesucht, das sich in Richtung Schulter ausbreiten soll.
  4. Akupunktur auf der Gegenseite: Die Nadel wird am anderen Arm an dem Punkt gestochen, der dem schmerzhaftesten Punkt des betroffenen Gelenks entspricht.

Behandlungsvorschrift bei Schmerzen im Schultergelenk

  1. Der Punkt Di 15 (jiān yú) wird bei angehobenem Arm gestochen, außerdem die Punkte 1 cùn oberhalb der vorderen und der hinteren Achselfalte. Dies nennt man „die drei Schulter-Nadeln“. Auch akupunktiert man Di 14 (bì nào) mit einer 6 cùn langen Nadel entlang der Haut nach distal.
  2. Kontralaterale Akupunktur: Der schmerzhafteste Punkt wird lokalisiert und dann der entsprechende Punkt auf der nicht betroffenen Schulter gestochen.
  3. Akupunktur am Schulterblatt: Der schmerzhafte Punkt am medialen Rand des Schulterblattes wird lokalisiert. Man muss ihn vorsichtig akupunktieren, um einen Pneumothorax zu vermeiden. Dazu benutzt man eine 2 cùn lange Nadel, sticht durch die Haut, während man den medialen Rand der Skapula mit der linken Hand fixiert, und führt die Nadel schnell horizontal unter das Schulterblatt oberhalb der Rippen.
  4. Wenn die Schulter nicht so sehr schmerzt, aber die Bewegung eingeschränkt ist, nadelt man Ma 38 (tiáo kǒu) oder Gbl 39 (jué gǔ) auf der gleichen Seite. Dies ist hilfreich, um den Arm in der Schulter anzuheben.

Behandlungsvorschrift bei Schmerzen in den Gelenken von Fingern und Zehen

  1. Bei Einschränkungen der Beweglichkeit in den Fingergelenken nadelt man die Punkte Extrapunkte bā xié (Acht krankheitsverursachende Faktoren) und alle Enden der Fingerfalten bei gebeugten Fingern. Dann nadelt man MP 2 (dà dū), Extrapunkt shàng dū, Le 6 (zhōng dū) und Extrapunkt xìa dū. Alle Punkte werden entweder gleichzeitig oder nacheinander gestochen. Außerdem gibt man Di 3 (sān jiān) in Richtung Dü 3 (hòu xī).
  2. Wenn die Fingergelenke schmerzen, akupunktiert man die Punkte oberhalb und seitlich der Gelenke mit pickender Akupunktur.
  3. Bei Versteifung eines Fingergelenkes in gebeugter oder gestreckter Position fixiert man eine Dauernadel mit mehreren Pflasterumwindungen. Nach einer Woche ist die Beweglichkeit gewöhnlich gebessert, falls nicht, kann man das Verfahren nach einem Intervall von drei Tagen wiederholen. Bei Erkrankungen der Zehen verfährt man in derselben Weise. Die Punkte Extrapunkte bā fěng und MP 4 (gōng sūn) werden waagerecht genadelt.

Behandlungsvorschrift bei Lumbago

  1. Bei Schmerzen an der Wirbelsäule nadelt man die Punkte huá tuó jiā jǐ.
  2. Bei Schmerzen im Rumpfbereich nadelt man Bl 23 (shèn shū), Bl 52 (zhì shì) und Bl 40 (wěi zhōng). Wenn sich bei heftigen Schmerzen ein sehr schmerzhafter Punkt herausfinden lässt, kann man den abdominalen Punkt akupunktieren, der diesem gegenüberliegt.
  3. Bei Lumbago mit Krämpfen in beiden Beinen kann man am Punkt Bl 40 (wěi zhōng) Bluten lassen.

Behandlungsvorschrift bei Schmerzen im Sakroiliakalgelenk

Man kann Gbl 30 (huán tiào) stechen, wobei das Nadelgefühl sich bis zu den Zehen ausbreiten soll. Auch Gbl 34 (yáng líng quán) kann in Richtung MP 9 (yīn Iíng quán) gestochen werden. Dabei soll die Nadelspitze auf der anderen Seite tastbar sein, aber nicht die Haut durchdringen. Bei chronischen Fällen oder sehr alten Patienten mit vorherrschender Nässe-Kälte kann man die angeführten Punkte auch moxibustieren.

Fallbeispiel: Rheumatische Arthritis

Ein 36jähriger Mann klagte über Schmerzen im Bein, die seit mehreren Monaten bestanden und die beim Gehen schlimmer wurden, in sitzender Position oder in Ruhe aber gelindert waren. Er konnte nicht Fahrrad fahren. Bisher hatte er westliche und traditionelle Medikamente ohne Erfolg erhalten. Bei der Untersuchung war er geistig klar, die Gesichtsfarbe war etwas fahl. Er hatte keinen Zungenbelag, und der Puls war langsam und versunken (chén chí). Die Diagnose war: bì-Syndrom mit Kälte. Zur Behandlung nahm der Patient die Rückenlage ein und hatte die Beine ausgestreckt. Seine linksseitigen Zehen wurden gekniffen und geschüttelt, was ihm starke Schmerzen verursachte. Dann wurde Gbl 40 (qiū xū) genadelt. Anschließend war der Patient beschwerdefrei.