Rheumatische Arthritis ist charakterisiert durch Schmerzen, Wundheitsgefühl, Taubheit und Schweregefühl der Gliedmaßen und des Rumpfes. Das Wesentliche ist jedoch der Schmerz. Die Behandlungsprinzipien sind deshalb die Zerstreuung des bì-Syndroms, um die Schmerzen zu stillen, die Öffnung der Meridiane und die Aktivierung der Verbindungsgefäße. Weil Kälte und Nässe pathogene Faktoren mit yīn-Eigenschaften sind, muss man zu ihrer Beseitigung die yáng-Seite der Energie stärken. Daher werden Punkte auf den yáng-Meridianen von Hand und Fuß und auf dem Lenkergefäß ausgesucht.
An den Armen werden die Punkte
Di 15 (jiān yú),
Dü 9 (jiān zhěn),
Di 11 (qū chí),
3E 5 (wài guān) und
Dü 6 (yǎng lǎo) ausgewählt.
An den Beinen nimmt man
Gbl 30 (huán tiào),
Bl 54 (zhì biān),
Gbl 33 {yäng guäri),
Gbl 34 (yáng líng quán),
Le 8 (qū quán),
MP 9 (yīn Iíng quán),
Ma 36 (zú sān Iǐ),
Gbl 39 (jué gǔ),
Bl 60 (kūn lún) und
Gbl 40 (qiū xū).
Im Bereich der Wirbelsäule wählt man die Punkte
LG 14 (dà zhuī),
LG 6 (jǐ zhōng),
LG 3 (yāo yáng guān),
huá tuó jiā jǐ und
Dü 3 (hòu xī) aus.
Man muss bei der Punktauswahl auch die Syndrome beachten. Wenn Wind der vorherrschende pathogene Faktor ist, nadelt man zusätzlich
Gbl 20 (fěng chí),
Ma 36 (zú sān Iǐ) und
MP 6 (sān yīn jiāo). Am Punkt
Gbl 20 {feng chi) wird sedierend genadelt,
Ma 36 (zú sān Iǐ) tonisierend.
In der Praxis muss man bei vorherrschendem Wind zurückhaltend mit Moxibustion sein. Da diese Patienten gewöhnlich einen Mangel an Blut haben, kann unbedachte Anwendung von Moxibustion dem Blut schaden. In solchen Fällen nadelt man tonisierend zusätzlich an den Punkten
LG 4 (mìng mén) und
KG 6 (qì hǎi).
Auch bei Periarthritis des Schultergelenks und Ischias vom Kälte-Typ kann man diese Behandlung verwenden. Auch
3E 4 (yáng chí) und
MP 10 (xuè hǎi) sollten genadelt und lokal geschröpft werden, um den Fluss des qì zu beleben und die Blutstase umzuwandeln.
Bei vorherrschender Nässe werden
MP 9 (yīn Iíng quán) und
Ma 36 (zú sān Iǐ) akupunktiert und moxibustiert. Hier müssen zwei Dinge besonders betont werden:
- Man darf nicht auf schnelle Ergebnisse hoffen. Wenn man Nässe beseitigt, muss man Sorge tragen, das yīn nicht zu verletzen. Man kann deshalb nur neutrale Manipulation anwenden.
- Man darf nicht heftig moxibustieren, sonst besteht die Gefahr, dass man Nässe in Hitze umwandelt. Daher muss man auch das Zungenbild beachten. Schon bei ganz wenig gelbem Zungenbelag muss die Moxibustion abgesetzt werden.
- Es gibt auch das sogenannte Hitze-bì-Syndrom, bei dem an den Punkten LG 14 (dà zhuī), Di 11 (qū chí) und Ma 44 (nèi tíng) mit oberflächlichen Nadeln, ohne diese zu belassen, sedierend behandelt wird. Hier ist Moxibustieren kontraindiziert.
Fallbeispiel: Rheumatische Arthritis
Ein 51jähriger Mann klagte über Schmerzen im Rumpf und in den Beinen, die seit mehr als fünf Jahren bestanden und seit einem Monat immer schlimmer wurden. Er hatte Schwierigkeiten beim Gehen. Er arbeitete in Nacht- und Schichtarbeit und war Kälte und Wind ausgesetzt. Sein Zustand verschlimmerte sich immer im Frühjahr und im Winter und verbesserte sich im Sommer und im Herbst. Besonders heftig waren die Schmerzen in beiden Knien. Sie waren stechend und wurden durch Wärme gelindert. Er hatte kalte Beine und konnte nachts kaum gehen.
Bei der Untersuchung hatte er einen weißen Zungenbelag und einen engen gespannten Puls (xián jǐn). Die Diagnose war: bì-Syndrom vom Kälte-Typ.
Die Behandlung bestand darin, das yáng zu wärmen (wěn yáng), um die Kälte zu vertreiben (sàn hán), die Blockade zu beseitigen (juān bì) und so die Schmerzen zu stillen.
LG 4 (mìng mén),
KG 6 (qì hǎi),
Gbl 30 (huán tiào),
Gbl 33 (yáng guān),
Ma 36 (zú sān Iǐ),
N 10 (yīn gǔ),
Bl 58 (fěi yáng),
Gbl 39 (jué gǔ) wurden akupunktiert und moxibustiert. Besonders starke Moxibustion wurde an den Punkten
LG 4 (mìng mén),
KG 6 (qì hǎi),
Ma 36 (zú sān Iǐ) und
N 10 (yīn gǔ) gegeben.
Nach sechs Behandlungen musste er statt viermal nur noch zweimal nachts Wasser lassen, und die Schmerzen in den Gelenken besserten sich. Er konnte selbständig gehen. Nach zwölf Sitzungen waren seine Schmerzen wesentlich gelindert. Neben der Gabe von Medikamenten wurde die Behandlung in derselben Weise weitergeführt und nach einem Monat war der Patient beschwerdefrei.