Syndromdifferenzierung und Punktauswahl
1. Wind-bi (fěng bì) oder wanderndes bì (xíng bì): Hier behandelt man durch Ausleiten des Windes (qū fěng). Zerstreuen der Kälte (sàn hán) und Öffnen der Meridiane (tōng luò).
Punktauswahl: An beiden Seiten lateral der Wirbelsäule, besonders im Bereich des ersten bis vierten Brustwirbels, und am Abdomen; außerdem Gbl 20 (fěng chí), LG 14 (dà zhuī), Di 4 (hè gǔ), Gbl 34 (yáng líng quán) und über tastbaren Knoten auf den betroffenen Stellen.
2. Kälte-bì (hán bì) oder schmerzhaftes bì (tōng bì): Hier werden die Meridiane gewärmt (wěn jīng), Kälte wird zerstreut (sàn hán) und die Verbindungsgefäße werden geöffnet (tōng luò).
Punktauswahl: An beiden Seiten lateral des ersten bis dritten Brustwirbels und im lumbosakralen Bereich (besonders Bl 20 (pí shū), KG 4 (guān yuán) und Bl 23 (shèn shū)), MP 6 (sān yīn jiāo), Di 11 (qū chí) und an druckempfindlichen lokalen Punkten und Knoten; außerdem Blutenlassen an den Fingerspitzen.
3. Nässe- bì {shī bì) oder fixiertes bì (zhuó bì): Dies wird behandelt, indem die Nässe ausgeleitet (lì shī). Kälte zerstreut (sàn hán) und die Meridiane geöffnet werden (tōng luò).
Punktauswahl: An beiden Seiten der Wirbelsäule (besonders an dem ersten bis vierten Brustwirbel), in der lumbosakralen Region, Bl 20 (pí shū), Bl 21 (wèi shū), Bl 23 (shèn shū), KG 12 (zhōng wǎn), Ma 36 (zú sān Iǐ) und an tastbaren Knoten an den schmerzhaften Gebieten, außerdem Blutenlassen an den Fingerspitzen.
4. Hitze- bì (rè bì): Hier werden Hitze und Nässe ausgeleitet (qīng Iì shī rè). Wind ausgetrieben (qū fěng) und die Meridiane aktiviert (huó luò), um die Schmerzen zu stillen.
Punktauswahl: Am Brustkorb, in der Lumbosacralregion, an den Medialseiten der Unterschenkel, LG 14 (dà zhuī), Gbl 20 (fěng chí), Di 11 (qū chí), Ma 36 (zú sān Iǐ) und an lokalen Knoten. Nach dem Beklopfen wird mit Schröpfen behandelt.
Vorgehen
Innerhalb eines Hautbereiches mit einem Durchmesser von 0,5-1,5 cm wird gleichmäßig mindestens 20 mal, im Allgemeinen 40-50 mal beklopft. An den beiden Seiten der Wirbelsäule wird in drei Linien geklopft, wobei die erste Linie 1 cm lateral der Dornfortsatzreihe, die zweite 2 cm und die dritte 3-4 cm lateral liegen. Es wird einmal täglich behandelt und 15 Sitzungen bilden einen Behandlungszyklus. Zwischen zwei Zyklen werden zwei Wochen Pause eingelegt. Beim Beklopfen sollte die Kraft aus dem Handgelenk kommen und mäßig stark sein.
Behandlung auf der betroffenen Seite: Hier muss man sehr sorgfältig nach den schmerzhaftesten Stellen suchen. Die Pflaumenblütennadel wird dann spiralförmig von außen herum in die Mitte geführt, dann wiederum radial nach außen. Anschließend wird mit starker Kraft auf die tastbaren Knoten geklopft.
Blutenlassen an den Fingerspitzen ist indiziert bei Schmerzen und Taubheitsgefühlen in den Gliedmaßen, die durch Wind, Kälte oder Nässe verursacht wurden und mit Schwierigkeiten beim Bewegen der Gelenke verbunden sind. Man beklopft die Fingerspitzen mehrmals und quetscht sie dann bis zum Blutaustritt. Anschließend reibt man sie mit einem Wattetupfer ab. Es wird zwei- bis dreimal pro Woche behandelt, insgesamt jedoch nicht mehr als sechsmal.
Ergänzende Methoden: Bei Schmerzen und Schwellungen in Muskeln und Gelenken kann man zusätzlich an den beklopften Stellen schröpfen. Bei Schmerzen und Schwierigkeiten, die Gliedmaßen zu bewegen, kann man nach dem Beklopfen 15 bis 20 Minuten lang moxibustieren.
Rheumatische Arthritis: Fallbeispiel
Eine 53-jährige Rentnerin klagte über Schmerzen in den Gelenken beider Arme seit zehn Monaten, die seit zwei Monaten immer schlimmer wurden. Das Handgelenk und die Fingergelenke waren geschwollen und auch die Ellenbogengelenke waren nicht frei beweglich. Die Beweglichkeit in beiden Händen war eingeschränkt und dies verschlimmerte sich bei Wetterwechsel und besserte sich mit Einsatz von Wärme. Sie hatte auch Leibschmerzen, fühlte sich schwach beim Gehen, der Appetit war schlecht, und sie mochte nicht trinken, auch wenn sie durstig war. Es wurde zunächst eine rheumatische Arthritis diagnostiziert und sie bekam Medikamente, die ihr aber nicht halfen. Bei der Untersuchung fand sich eine Schwellung ohne Rötung in beiden Handgelenken und im Mittelfinger. Die Beweglichkeit war eingeschränkt und schmerzhaft. An beiden Seiten der Brustwirbelsäule vom ersten bis zum achten Wirbelkörper fanden sich tastbare Stränge und weiche Verdickungen. Die Pulse waren schmal und gespannt (xián xì), der Zungenbelag dünn. Es wurde die Diagnose bì-Syndrom durch Kälte gestellt. Die Behandlung bestand darin, die Meridiane zu wärmen (wěn jīng), die Kälte auszutreiben (sàn hán) und die Meridiane zu beleben (huó luò), um die Schmerzen zu stillen.
Punktauswahl
Es wurden beide Seiten der Brustwirbelsäule vom ersten bis zum achten Wirbelkörper beklopft, außerdem der Leib, Bl 20 (pí shū), Bl 23 (shèn shū), KG 4 (guān yuán), Di 11 (qū chí), Di 4 (hè gǔ), und die tastbaren Knötchen an den betroffenen Stellen. Die Fingerspitzen wurden alle drei Tage einmal bis zum Blutaustritt beklopft. Nach zwei Behandlungen besserten sich die Schmerzen, nach acht Behandlungen waren die Schmerzen wesentlich gelindert und die Schwellungen zurückgegangen. Nach 18 Behandlungen waren nahezu alle Beschwerden verschwunden und weitere zehn Sitzungen wurden gegeben, um den Erfolg zu festigen. Nach insgesamt 28 Behandlungen ging es ihr gut. Bei der Nachuntersuchung nach einem halben Jahr berichtete sie, dass sie keinen Rückfall erlitten habe.
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Ich finde es schwierig, Patienten davon zu überzeugen, mehr als 1 bis 2x die Woche zu kommen. 28 Behandlungen sind ja auch Recht teuer, wenn man sie selbst bezahlen muss. Ich Frage mich wie oft meine Kolleginnen und Kollegen Patienten mit Bis Syndromen eingestellten.