Ein gelegentlich auftretender, eher harmloser Schluckauf wird durch Blutenlassen an Verbindungsgefäßen behandelt. Das Behandlungsprinzip besteht im Harmonisieren des Magens (he wèi), Unterdrücken des gegenläufigen qì (jiàng nì), Zerstreuen der Leberenergie und Auflösen der Stagnation (shū gān jiě yù). Es werden Punkte des Dickdarm-Meridians, des Konzeptionsgefäßes und des Blasen-Meridians ausgewählt.

Vorgehensweise bei leichten Fällen von Schluckauf

Di 1 (shāng yáng): Man drückt die Hand am Handgelenk fünf Minuten lang ab, bis die Hand blutgefüllt ist. Dann punktiert man mit einer dreikantigen Nadel zwei- bis dreimal am Punkt Di 1 (shāng yáng) und quetscht 1 bis 2 ml Blut heraus, bis der Schluckauf unterbrochen ist.

Mit einer 28 G dünnen Nadel punktiert man die Zungenspitze, dreht die Nadel heftig und stoppt so den Schluckauf. Dann quetscht man 15 bis 20 Tropfen Blut heraus.

Mit einer dreikantigen Nadel punktiert man die sublingualen Venen und lässt 3 bis 5 ml Blut ab, bis der Schluckauf aufhört.

Vorgehensweise bei hartnäckigen Fällen von Schluckauf

Mit einer dreikantigen Nadel wird zunächst dreimal am Punkt KG 12 (zhōng wǎn) eingestochen. Dann wird mit einem großen Schröpfglas geschröpft, bis 3 bis 5 ml Blut abgelaufen sind. Anschließend punktiert man Bl 21 (wèi shū) auf jeder Seite dreimal und lässt 3 bis 5 ml Blut ab. Wenn der Schluckauf wieder auftritt, kann man zwei- bis dreimal am Tag mit dieser Methode behandeln.

Vorgehensweise bei sehr schweren Fällen von Schluckauf

Bei schweren Fällen von Schluckauf kann man mit einer dreikantigen Nadel am Punkt Di 1 (shāng yáng) punktieren und 5 bis10 Tropfen Blut ablassen.

Interpretation der Behandlungsvorschrift

Di 1 (shāng yáng) ist der Quellpunkt des Hand yáng míng-Meridians und kann ebenso wie der Fuß yáng míng -Magenmeridian die Funktion des Magens harmonisieren. KG 12 (zhōng wǎn) und Bl 21 (wèi shū) harmonisieren yīn und yáng (tiáo hé yīn yáng) und unterdrücken das Aufsteigen des Magen-qì (píng jiàng wèi nì). Weil der Mund die Tür zum Magen ist, kann auch das Punktieren der Zungenspitze die gegensätzlich laufende Energie des Magens unterdrücken. Die sublingualen Venen sind aus Erfahrung bewährte Punkte gegen Erbrechen und Schluckauf.

Fallbeispiel: Schluckauf

Ein 29jähriger Bauer klagte über Schluckauf seit sieben Tagen. Dieser war aufgetreten, nachdem er 15 tiefgefrorene und dann gebratene Teigstücke gegessen und anschließend Magenbeschwerden bekommen hatte. In der ersten Nacht konnte er wegen des Schluckaufs nicht schlafen. Chloramphenicol, Oryzanol, Nervenblockaden und Akupunktur hatten allesamt den Schluckauf nicht unterdrücken können.

Bei der Untersuchung sah man einen erschöpften Patienten, der nur mit der Hilfe anderer ins Krankenhaus gekommen war. Seine Zunge war weiß belegt, der Puls schmal (xì). Am Bauch und Zwerchfell zeigte sich unter Durchleuchtung kein pathologischer Befund. Diese Erkrankung entsteht durch umgekehrt aufsteigendes qì des Magens infolge von übermäßigem Essen, und man sollte dieses aufsteigende qì absenken.

KG 12 (zhōng wǎn) und Bl 21 (wèi shū) wurden jeweils dreimal mit einer dreikantigen Nadel punktiert und 5 ml Blut wurden abgelassen. Dies wurde dreimal gemacht mit jeweils einer Stunde Abstand. Dann war der Schluckauf unterbrochen. Er konnte in dieser Nacht tief schlafen. Am nächsten Tag wurde er erneut behandelt und dann zwei weitere Tage lang beobachtet. Er hatte in dieser Zeit keinen Rückfall.

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