Bei Schluckauf (Zwerchfellkrämpfe) ist der Fluss der Energie gestört (qì jī nì luàn). Man kann zwei Typen von Schluckauf unterscheiden:

  • Beim Fülle-Typ ist die Ursache eine Erkältung, eine Dyspepsie oder ein hitziges Temperament. Dies zeigt sich in einer robusten Konstitution. Der Schluckauf hat einen hohen Begleitton. Meist findet sich ein Völlegefühl in der Brust und im Abdomen, saures Aufstoßen, trockener Stuhlgang und gelber Urin. Die Behandlung soll die Energie der Leber zerstreuen, qì regulieren und den Magen harmonisieren (shū gān Iǐ qì hé wèi). Am Ohr werden die Punkte Leber, Magen, Zentrum des Ohres, Milz, shén mén und Subkortex behandelt.
  • Beim Mangel-Typ handelt es sich um eine innere Erkrankung oder die Folge einer langanhaltenden Krankheit, die zu Auszehrung führt. Der Schluckauf hat einen tiefen Begleitton. Der Patient ist kurzatmig, hat kalte Extremitäten und einen sehr schwachen Puls. Hier sollte dringend Ginseng Dekokt (shěn tāng) gegeben werden, um das ursprüngliche qì zu tonisieren (dà bǔ yuán qì). Anschließend sollten Ohrpunkte massiert werden, um qi zu regulieren und die Verbindungsgefäße durchlässig zu machen (Iǐ qì tōng luò). Die Punkte Leber, hinterer Leberpunkt, Milz, Herz, Lunge, Zentrum des Ohres und Subkortex werden mit tonisierenden Methoden behandelt. Die zu erwartende Erfolgsquote ist beim Mangel-Typ nicht so hoch wie bei Fülle-Typ..

Stimulationsmethode

Dünne Nadeln werden gestochen oder Kügelchen werden auf die Ohrpunkte geklebt. Fünf bis sechs Punkte werden bei jeder Sitzung behandelt, wobei fünf Sitzungen einen Therapiezyklus bilden. Die Nadeln werden im Allgemeinen zwei bis fünf Stunden liegengelassen. Kürzer sollte eine Sitzung nicht dauern, sonst kann es einen Rückfall geben.

Fallbeispiel: Schluckauf

Ein 53jähriger Funktionär klagte über Schluckauf, der seit mehreren Tagen bestand. Er hatte außerdem Flatulenzen und saures Aufstoßen. Dies alles hatte begonnen, nachdem er sehr erschöpft gewesen war und sich erkältet hatte. Er hatte seit vier Jahren eine Gastritis mit Einschluss der Pylorusgegend.

Bei der Untersuchung zeigte sich ein allgemein ausgezehrter, stark erschöpfter Patient mit einem Schluckauf mit einem hohen Begleitton, einer roten Zunge mit gelbem fettem Belag und einem gespannten und vollen Puls (xián hóng).

Der Patient wurde akupunktiert und mit traditionellen Medikamenten behandelt. Unmittelbar nach dem Essen musste er erbrechen. Es wurde dann eine Infusion mit 10 mg Pimperan gegeben ohne wesentliche Verbesserung. Nachdem die Disharmonie von Magen und Milz und Umkehr des Energieflusses diagnostiziert war, wurde nun Ohrakupunktur angewendet. Das Prinzip war, die Energie der Leber zu zerstreuen, qì zu regulieren (shū gān Iǐ qì), die Milz zu stärken und den Magen zu beruhigen (jiàn pí hé wèi).

Folgende Punkte wurden ausgewählt: Leber, Zentrum des Ohres, Milz, Magen, shén mén, Subkortex.

Der Punkt Leber bewirkt, dass die Energie der Leber zerstreut wird. Der Punkt „Zentrum des Ohres“ kann das Aufstoßen beseitigen und wirkt spasmolytisch. Mit dem Punkt Magen kann die aufsteigende Energie des Magens unterdrückt werden. Der Punkt shén mén wirkt sedierend, und mit dem Punkt Subkortex kann die Funktion des Nervensystems reguliert werden.

Es wurden dünne Nadeln appliziert, heftig stimuliert und sedierend manipuliert. 15 Minuten nach der Akupunktur war der Schluckauf in der Frequenz vermindert von 5 bis 10mal/Minute auf 2 bis 3mal/Minute. Die Nadeln wurden sechs Stunden liegengelassen.

Der Patient konnte am nächsten Morgen eine Breimahlzeit zu sich nehmen, ohne dass der Schluckauf ihn störte. Nach weiteren fünf Therapiesitzungen war er beschwerdefrei.

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