Bei Schmerzen in der Brust (Thoraxschmerzen) wird am Punkt KG 17 (dàn zhōng) moxisbustiert. Der Punkt ist der huì-Schnittpunkt des Milzmeridians (Fuß tài yīn), des Nierenmeridians (Fuß shào yīn), des Dreifachen Erwärmers (Hand shào yáng), des Dünndarmmeridians (Hand tài yáng) und des Konzeptionsgefäßes. Außerdem ist er von den insgesamt acht Überschneidungspunkten der Schnittpunkt des qì, an dem das Ur-gì des Körpers (zōng qì) sich sammelt. Darum kann man am Punkt KG 17 (dàn zhōng) Schmerzen in der Brust behandeln, die von verschiedenen Leitbahnen ausgehen.
Man kann ihn insbesondere zur Regulierung des qì-Flusses benutzen. Moxibustion an diesem Punkt klärt die betroffenen Leitbahn mit einer warmen Methode (wěn tōng jīng mài), zerschlägt Knoten und stillt Schmerzen (xiāo pǐ zhǐ tòng). So kann man alle Arten von Schmerzen im Thorax ungeachtet ihrer Ursache behandeln.
Behandlungsmethode
Man moxibustiert mit gehaltener Moxarolle 30 Minuten lang ein- bis zweimal täglich. Eine fünftägige Behandlung bildet einen Therapiezyklus. Nach einem Tag Pause kann man einen zweiten Zyklus anschließen. Wenn man Moxakegel benutzt, nimmt man zehn Kegel für jede Sitzung und behandelt ein- bis zweimal täglich fünf Tage lang hintereinander. Nach einem Tag Pause kann man einen zweiten Zyklus beginnen.
Ein Moxakegel von Erdnussgröße wird an der Spitze entzündet und auf den Punkt gelegt, bis der Patient die Wärme fühlt. Wenn der Patient die Hitze nicht mehr aushalten kann, entfernt man den Kegel mit einer Pinzette. Nach Beendigung der Moxibustion reibt man die behandelte Stelle mit einer Salbe ein, um die Haut zu schützen. Die beste Behandlungszeit ist zwischen 11 und 13 Uhr, denn um diese Zeit befindet sich das yáng qì auf seinem höchsten Stand. Eine Behandlung zu dieser Tageszeit verbessert das therapeutische Ergebnis.
Fallbeispiel 1
Eine 28jährige Arbeiterin hatte seit vier Monaten Schmerzen im Thorax, die sich allmählich verschlimmert hatten. Sie war schon nach verschiedenen Methoden behandelt worden, aber immer ohne Erfolg. Inzwischen fühlte sie sich so beeinträchtigt, dass sie nicht mehr arbeiten konnte. Sie empfand Kälte, und ihre Extremitäten waren kalt. Ihr Gesichtsausdruck war fahl, sie war kurzatmig, der Puls war mäßig (huǎn), die Zunge dick mit einem dünnen weißen Zungenbelag. Die Diagnose lautete: Mangelzustand des yàng, Blockierung durch Kälte, dadurch Entstehung der Thoraxschmerzen.
Die Behandlung bestand in der Moxibustion über KG 17 (dàn zhōng) täglich zwischen 11 und 13 Uhr. Schon nach der zweiten Behandlung ging es ihr besser, die Thoraxschmerzen waren nach der dritten Behandlung merklich gelindert und nach fünf Sitzungen verschwunden. Auch das Frösteln und Kältegefühl der Gliedmaßen waren gebessert. Bei der Nachuntersuchung nach einem Jahr hatte sie keinen Rückfall gehabt.
Fallbeispiel 2
Eine 42jährige Patientin hatte seit acht Monaten ein Schweregefühl in der Brust mit Völlegefühl. Der auslösende Faktor war eine Depression, nachdem sie Streit mit ihren Nachbarn gehabt hatte. Im Krankenhaus war sie untersucht worden, aber man hatte keinen pathologischen Befund in ihrem Herzen und in der Lunge finden können. Bisher hatte keine Behandlung ihr geholfen. Bei der Untersuchung hatte die Patientin einen kranken und depressiven Gesichtsausdruck, eine fahle Gesichtsfarbe, der Puls war gespannt und schlüpfrig (xián huá), die Zunge blass mit dünnem weißem Belag. Die Diagnose war: Dysfunktion des qì-Flusses, Verursachung des Schmerzes infolge von Blockierung durch Kälte.
Auch hier wurde mit Moxibustion über KG 17 (dàn zhōng) behandelt: Es wurden zehn Moxakegel in jeder Sitzung abgebrannt. Nach drei Behandlungen waren die Thoraxschmerzen und die Kurzatmigkeit merklich gelindert. Die Schmerzen verschwanden nach vier Sitzungen. Auch das Völlegefühl in der Brust war verschwunden. Nach fünf Behandlungen war die Patientin beschwerdefrei.