Manche Fälle von Schwangerschaftsübelkeit (Hyperemesis gravidarum) können selbst mit eingreifender Behandlung wie Sedierung, Infusionen, traditionellen und westlichen Medikamenten nicht unter Kontrolle gebracht werden. Manche Patientinnen entwickeln sogar eine Ketonurie. Wir haben diese Patientinnen mit Injektionen von Vitamin B1 am Ohrpunkt shén mén mit guten Ergebnissen behandelt.
Anwendungsform
Man injiziert mit einer kleinen Spritze und der dünnsten Kanüle ca. 0,1 ml Vitamin B1 an den Punkt, bis sich eine weißgefärbte Erhebung bildet. Beide Ohren werden behandelt. Wenn keine Besserung eintritt, kann man ein zweites und drittes Mal behandeln.
Fallbeispiel 1
Eine 25jährige Angestellte war seit 56 Tagen schwanger und litt seit mehr als zehn Tagen an morgendlicher Übelkeit. Vitamin B6, Primperan und Infusionen hatten ihr nicht geholfen. Die Patientin wurde stationär aufgenommen. Sie war sehr blass. Ihr Puls war schmal und beschleunigt (xì shuò). Die Zunge war rot mit dünnem weißem Belag. Die Schwangerschaft war intakt, aber sie hatte bereits eine Ketonurie. Vitamin B1 wurde an jedem zweiten Tag an beide Punkte shén mén injiziert. Nach drei Behandlungen war die Übelkeit gebessert und die Ketonurie verschwunden. Der HCG-Spiegel stieg an. Sie gebar zum regulären Termin ein gesundes Mädchen, das sich normal entwickelte.
Fallbeispiel 2
Eine 24jährige Krankenschwester war bereits am 74. Tag schwanger, als sie zur Behandlung kam, weil sie seit mehr als einem Monat morgendliche Übelkeit hatte und sich übergeben musste. Sie erbrach Schleim, besonders heftig am Morgen. Fünf- bis sechsmal täglich erbrach sie die Nahrung. Sie bevorzugte kalte Nahrungsmittel, schluckte sogar zehn Eisstücke täglich. Seit fast zehn Tagen hatte sie nichts gegessen und sogar Galle erbrochen. Bei der Untersuchung war sie dehydriert, sehr schwach und unruhig. Sie hatte 39,6° Fieber, die Pulsfrequenz betrug 120/min. Der Uterus war entsprechend der zehnten Schwangerschaftswoche ausgebildet. Der Puls war schmal und beschleunigt (xì shuò), die Zunge rot mit dünnem weißem Belag.
An beiden Ohren wurde am Punkt shén mén Vitamin B1 injiziert. Nach der Behandlung empfand sie Hitzegefühle im Ohr. Die Patientin war mental völlig klar und konnte gut sehen. Ihre Nervosität war vermindert, und ihr Appetit kehrte zurück. Nach einer halben Stunde konnte sie eine Schüssel Porridge essen, ohne zu erbrechen. Das Völlegefühl im Bauch und die Bauchschmerzen ließen nach. Sie hatte auch nicht mehr das Verlangen nach kalten Getränken. Sie bekam eine Infusion von 2000 ml Glukose in Kochsalzlösung infundiert. Dann konnte sie tief schlafen. Am nächsten Tag waren Temperatur und Pulsfrequenz normalisiert. Der Urin ketonfrei. Die Patientin musste nicht mehr erbrechen. Am dritten Tag erbrach sie erneut, da sie nicht genug geschlafen hatte. Eine weitere Behandlungsserie von fünf Behandlungen an jedem zweiten Tag heilten die Beschwerden, und die Patientin konnte aus dem Krankenhaus entlassen werden.