Bei der Akupunktur von Schwindel werden nach der Untersuchung und Bewertung der Symptome und Befunde im Sinne der chinesischen Syndromdiagnostik die entsprechenden Syndrome behandelt: Die Behandlung muss den Geist beruhigen (níng shén), Milz und Magen stärken (jiàn pí wèi), um Nässe umzuwandeln und Schleim auszuleiten (huà shī chú tán).

Punktauswahl bei Schwindel

  • LG 20 (bǎi huì), yìn táng
  • Gbl 20 (fěng chí),
  • H 7 (shén mén),
  • Lu 7 (liè quě),
  • Ma 40 (fěng lóng),
  • KG 12 (zhōng wǎn),
  • MP 6 (sān yīn jiāo) und
  • Le 2 (xíng jiān).

Zusätzliche Punkte

Wenn qì und Blut durch große Erschöpfung angegriffen wurde (qì xuè shī tiáo), muss man die Mitte kräftigen, das qì tonisieren (bǔ zhōng yì qì), den Magen harmonisieren und die Milz stärken (hé wèi jiàn pí). Dann werden die Punkte

  • LG 23 (shàng xīng),
  • LG 14 (dà zhuī),
  • Bl 17 (gé shū),
  • Bl 20 (pí shū) und Bl 23 (shèn shū).

moxibustiert, die Punkte

  • Pk 6 (nèi guān),
  • Di 4 (hè gǔ),
  • Ma 36 (zú sān Iǐ) und
  • Le 3 (tài chōng)

werden akupunktiert.

In der Praxis findet man Schwindel als Begleiterscheinung bei Bluthochdruck, Arteriosklerose, bei Ohrenerkrankungen, Anämie und Neurasthenie. Bevor man einen Patienten behandelt, sollte man unbedingt die zugrundeliegende Ursache herausfinden.

Schwindel kann auch postoperativ nach einer Spinalanästhesie auftreten. Hier bringt Akupunktur an den Punkten LG 20 (bǎi huì), yìn táng, Gbl 20 (fěng chí) und Di 4 (hè gǔ) meist schnelle Besserung.

Fallbeispiel: Schwindel nach Syndromdifferenzierung

Ein 53jähriger Mann litt seit sieben Jahren an immer wieder auftretenden Schwindelanfällen. Unterschiedliche Therapiemethoden hatten ihm keine Besserung gebracht. Während eines Anfalls fühlte er sich schwindlig, sah nur verschwommen. Es war ihm übel, und er musste sich erbrechen. Sein Puls war versunken, gespannt und schlüpfrig (chén xián huá), die Zunge an der Spitze rot mit dünnem Belag auf der vorderen Hälfte und fettigem Belag an der Zungenwurzel.

Hier handelte es sich um Stagnation im Holzelement mit Mangel im Erdelement (tǔ xū mù yù) und aufsteigendem Wind-Schleim (fěng tán shàng rǎo).

In folgender Weise wurde akupunktiert: LG 20 (bǎi huì) und Dü 3 (hòu xī) wurden beidseits tonisierend akupunktiert. LG 23 (shàng xīng), Bl 10 (tiān zhù) (beidseits), Le 3 (tài chōng) (beidseits) wurden mit Drehen und Rotieren der Nadel sieben Minuten lang sediert. Es wurde eine Sitzung an jedem zweiten Tag gegeben.

Nach zwei Behandlungen war das Befinden des Patienten gebessert. Der Puls war nun schlüpfrig und langsam (chí huá), die Zungenspitze war trocken und der Belag an der Wurzel fettig. Der Magen war noch nicht in Harmonie. Nun mussten abwechselnd der shào yáng und der yáng míng behandelt werden. LG 20 (bǎi huì), KG 12 (zhōng wǎn) wurden tonisierend akupunktiert. Gbl 13 (běn shén), Di 4 (hè gǔ) und Ma 40 (fěng lóng) wurden beidseitig akupunktiert und sedierend manipuliert. KG 12 (zhōng wǎn) wurde nach dem Entfernen der Nadel geschröpft. Diese Behandlung wurde dreimal an alternierenden Tagen vorgenommen.

Am 16. Tag war der Zustand des Patienten fast normal. Es waren nur heiße Handflächen geblieben, die auf den yīn-Mangel zurückzuführen waren. Deshalb wurde nun das yīn genährt und das yáng unterdrückt (yǎng yīn qián yáng). Bei der Nachuntersuchung hatte er keinen Rückfall gehabt.

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