Die Technik des Blutenlassens benutzen wir zur Behandlung der Urtikaria mit schnellen und guten Ergebnissen. Das Behandlungsprinzip besteht darin, den Wind auszuleiten, die pathogenen Faktoren aus der Oberfläche zu vertreiben (shū fěng jiě biǎo) und die Hitze zu klären (qīng chú jī rè). Dazu werden Punkte auf dem Blasenmeridian, dem Perikardmeridian und schmerzhafte Punkte ausgewählt. Man benötigt dünne und gebogene dreikantige Nadeln sowie Schröpfköpfe.

Anwendung bei akuter und chronischer Urtikaria

Bei gelegentlich auftretender Urtikaria lässt man entweder am Punkte Bl 40 (wěi zhōng) 10 bis 20 ml Blut ab oder man sticht am Punkt Bl 18 (gān shū) mit der gebogenen dreikantigen Nadel dreimal ein und schröpft dann 3 bis 10 ml Blut ab. Schon mit ein bis zwei Behandlungen kann man Erfolge erzielen.

Bei chronischer Urtikaria wählt man eine der folgenden Methoden:

  • Blutenlassen am Punkt Bl 40 (wěi zhōng) mit der schmalen dreikantigen Nadel, um 20 bis
    30 ml Blut abzuschröpfen,
  • an den Punkten Bl 40 (wěi zhōng) und Pk 3 (qū zé) blutenlassen mit der schmalen
    dreikantigen Nadel, etwa 15 bis 20 ml,
  • an den Punkten Bl 17 (gé shū) und Bl 18 (gān shū) mit dem Schröpfkopf etwa 10 ml
    Blut ablassen,
  • an einer großen schmerzhaften Hautquaddel wird mit der gebogenen dreikantigen
    Nadel eingestochen und mit dem Schröpfkopf 30 bis 40 ml Blut abgelassen.

Man behandelt jeden zweiten Tag und beendet einen Therapiezyklus nach fünf Sitzungen. Nach einer Pause von fünf Tagen kann man einen zweiten Zyklus anfangen. Zwei bis drei Behandlungszyklen bringen in der Regel deutliche Erfolge.

Fallbeispiel: Urtikaria

Ein 30jähriger Arbeiter litt seit fünf Jahren an generalisierter Urtikaria. Manchmal waren nur einige wenige Quaddeln um den Bauchnabel herum zu sehen. Zu anderen Zeiten fanden sie sich über den ganzen Körper verteilt. Der Juckreiz plagte ihn so heftig, dass er erst etwas Ruhe fand, wenn er sich bis aufs Blut gekratzt hatte. Aber der Juckreiz trat immer wieder aufs Neue auf. Alle Therapieformen wie Blockaden, Physiotherapie, westliche und traditionelle Medikamente hatten nur vorübergehende Erleichterung gebracht.

Bei der Untersuchung war er voll nervöser Unruhe. Er hatte Quaddeln über den ganzen Rücken verteilt und am Oberschenkel. Eine davon war etwa 17×15 cm groß. Sein Puls war leer und beschleunigt (xū shuò), der Zungenbelag weiß.

Die Behandlung bestand darin, das Blut zu nähren und den Wind zu zerstreuen. An den Punkten Bl 40 (wěi zhōng) und Bl 17 (gé shū) wurden 10 ml Blut abgelassen. Anschließend war der Juckreiz gelindert, und der Patient konnte eine Stunde schlafen. Danach waren alle Quaddeln verschwunden. Im folgenden Monat erschienen nur noch gelegentlich Quaddeln. Er wurde über weitere fünf Sitzungen behandelt und ein halbes Jahr beobachtet. In dieser Zeit konnte nur einmal eine Urtikaria beobachtet werden.

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Qi – Zeitschrift für Chinesische Medizin

Die Zeitschrift Qi wendet sich an alle Ärzte und Therapeuten, die im Bereich der Chinesischen Medizin tätig sind. Im Fokus stehen Schwerpunktthemen zu aktuellen klinischen Fragestellungen mit hoher Praxisrelevanz. Sie werden von einem internationalen Autorenteam beleuchtet. Über Arzneitherapie, Akupunktur, manuelle und übende Verfahren bis hin zur Diätetik werden alle Aspekte der Chinesischen Medizin integriert. Weiterbildung und ein Überblick zum Stand der aktuellen klinischen Forschung sind weitere feste Bestandteile der Zeitschrift.