Bl 1 (jīng míng) ist traditionell ein sehr wirkungsvoller Punkt bei Augenerkrankungen. In jüngerer Zeit weiß man jedoch, dass auch gute Ergebnisse in der Behandlung von akuten Verstauchungen des Rumpfes erzielt werden können, wenn man Neuraltherapeutika an diesem Punkt appliziert. Bl 1 (jīng míng) ist ein Punkt auf dem Blasenmeridian (Fuß tài yáng) und zwar der Anfangspunkt. Er ist auch ein Kreuzungspunkt für fünf Meridiane: Blasenmeridian (Hand tài yáng), Magenmeridian (Fuß yáng míng), yáng qiāo, yīn qiāo und Lenkergefäß. Er liegt am inneren Augenwinkel, der eine Beziehung zum Herzen hat, das wiederum die Blutgefäße regiert. Bei einer Verstauchung im Bereich des Rückens kommt es zu einer lokalen Schwellung und einem Gefühl der Fülle. Es gibt eine Extravasation von Gewebsflüssigkeit durch die Blutstase und Stagnation von qì im Blasenmeridian, und der Fluss von Blut-qì ist blockiert. So kommt es zu Schmerzen. Nach der Überlieferung soll man Erkrankungen der oberen Körperhälfte an der unteren und Erkrankungen des Kopfes am Fuß behandeln. So wurde vorgeschlagen, Neuraltherapeutika in den inneren Augenwinkel zu injizieren, um das qì im Blasenmeridian und im Lenkergefäß zum Fließen zu bringen. So kann man die Meridiane öffnen und das Blut beleben. Ein freier Fluss des Blutes stillt die Schmerzen.

Fallbeispiel 1

Ein 46jähriger Arbeiter litt an einer Zerrung des Rumpfes. Er hatte stechende Schmerzen und konnte sich nicht bewegen. Die Beschwerden wurden beim Husten schlimmer, weil er dabei die Muskulatur des Rumpfes anstrengen musste. Er hatte schon ohne Erfolg lokalanästhetische Blockaden erhalten. Das Röntgenbild und die Urinuntersuchungen waren ohne pathologischen Befund. Bei der Untersuchung fand sich eine Steifhaltung der Rumpfmuskulatur mit Verspannungen und Einschränkung der Beweglichkeit. Die Diagnose war: akute Verstauchung. Ein Neuraltherapeutikum wurde in den inneren Augenwinkel appliziert. Nach fünf Minuten konnte er seinen Rumpf mit deutlich geringeren Beschwerden bewegen. Am nächsten Tag wurde die Behandlung wiederholt. So wurde der Patient erfolgreich behandelt. Er hatte bei der Nachuntersuchung nach vier Jahren keinen Rückfall gehabt.

Fallbeispiel 2

Ein 36jähriger Arbeiter litt an Verstauchung des Rumpfes. Er hatte unerträgliche Schmerzen, die bei jeder Atembewegung schlimmer wurden, und seine Beweglichkeit war eingeschränkt. Nur auf einem harten Brett konnte er schlafen. Das Röntgenbild war unauffällig. Die Diagnose lautete: Zerrung der Weichteile des Rumpfes. Akupunktur war ergebnislos geblieben. Bei der Untersuchung waren die lumbalen Muskeln verspannt mit deutlicher Druckempfindlichkeit. Die Beine konnten nicht gehoben werden, und der Patient konnte sich nicht nach vorne beugen. Auch hier wurden an beiden Augen ein Neuraltherapeutikum in den inneren Augenwinkel appliziert. Nach fünf Minuten konnte der Patient seinen Rumpf besser bewegen, und die Schmerzen waren um mehr als die Hälfte gebessert. Am nächsten Tag wurde diese Behandlung wiederholt und im Anschluss daran fühlte sich der Patient wohl. Nach neun Jahren wurde er nachuntersucht und war gesund geblieben.