Bei Verstopfung führt Akupunktur zur Stärkung der Darmperistaltik und zur Erholung des Reflexes zur Darmentleerung.
Bei allen jungen und kräftigen Patienten mit Verstopfung vom Fülle-Typ soll man 3E 6 (zhī gōu),
Ma 25 (tiān shū), Bl 25 (dà cháng shū), Ma 36 (zú sān Iǐ) und MP 6 (sān yīn jiāo) mit starker Manipulation nadeln, und die Nadeln 10 bis 20 Minuten liegenlassen. Die Behandlung soll täglich oder an jedem zweiten Tag erfolgen. Fünf Sitzungen bilden einen Therapiezyklus.
Bei schwachen Patienten mit Verstopfung vom Typ Mangel und Kälte nadelt man Ma 25 (tiān shū) und Ma 36 (zú sān Iǐ) mit warmen Methoden und geringer Manipulation. KG 8 (shén què) soll man einmal am Tag 20 Minuten lang moxibustieren. Sieben Sitzungen bilden hier einen Therapiezyklus.
Bei habitueller Verstopfung muss man neben der Akupunktur und Moxibustion den Patienten beibringen, Nahrung mit höherem Zellulosegehalt und Früchte zu essen. Man sollte die Stuhlentleerungen zu einer gleichbleibenden Zeit anstreben und so eine Gewohnheit bilden. Während der Nacht soll der Bauch mit der Handfläche im Uhrzeigersinn 5 bis 10 Minuten lang massiert werden. Diese Maßnahmen führen zu einem schnellen und langanhaltenden Ergebnis.
Fallbeispiel bei Verstopfung
Ein 71jähriger Mann litt seit einem Monat an den Folgen eines Schlaganfalls. Er hatte eine rechtsseitige schlaffe Lähmung mit Schwellungen auf dem Handrücken, steifer Zunge, allgemeiner Erschöpfung, einem verwelkten und dumpfen Gesichtsausdruck. Er ließ seinen Kopf fallen und schloss die Augen. Er antwortete nicht auf Anrufe. Seine Schultern waren beim Atmen angehoben, und er seufzte oft. Seine Verwandten klagten, dass er seit dem Schlaganfall an Verstopfung litt. Er hatte nur nach der Einnahme von Abführmitteln Stuhlgang. Auch mit Abführmitteln hatte er aber nun vier Tage lang keinen Stuhlgang gehabt. Auch ein Zäpfchen mit Gleitmittel brachte keinen Erfolg. Seine Zunge war rot und hatte einen gelben Belag. Der Puls war versunken (chén).
Die Diagnose war: Apoplex vom Mangel-Typ. Die Behandlung musste die Meridiane klären und die Verbindungsgefäße aktivieren (tōng jīng huó luò) sowie qì und Blut nähren (bǔ yì qì xuè).
Ma 25 (tiān shū), Ma 36 (zú sān Iǐ) und MP 6 (sān yīn jiāo) wurden genadelt, und der Punkt KG 8 (shén què) moxibustiert. Nach fünf Minuten hatte er Stuhldrang und nach zehn Minuten Stuhlgang. Er kam drei Tage später noch einmal und berichtete, dass er keine Abführmittel mehr benötigte. Seine Stimmung war besser. Der Zungenbelag war vermindert, und die Schwellung auf dem Handrücken zurückgegangen. Die Beweglichkeit der gelähmten Extremität war ebenfalls gebessert.