Anfallsstadium
Das Prinzip der Behandlung im Anfall liegt darin, die Lunge zu zerstreuen (xuān fèi), den Schleim des Auswurfs umwandeln (huà tán) und das aufbrausende qì zu unterdrücken (jiàng nì). Behandelt werden Bereiche auf dem Thorax und in der Taillengegend, vordere und hintere Interkostalräume, der Bereich unter dem Xiphoid, Lu 6 (kǒng zuì), KG 22 (tiān tú), der große und kleine Handballen, beide Seiten der Trachea und der Nacken.
Zwischen den Anfällen
Das Prinzip der Behandlung zwischen den Anfällen ist die Tonisierung der Lunge (bǔ fèi), die Stärkung der Milz (jiàn pí) sowie das Wärmen der Nieren (wěn shèn). Es werden folgende Regionen behandelt:
- Wenn vor allem der Lungenmeridian betroffen ist: Brustkorb, vordere und hintere Interkostalräume, Lu 9 (tài yuān), KG 17 (dàn zhōng), zusätzlich beide Seiten der Trachea, der Nacken, die Taille bis zum Os sacrum, und das obere Abdomen.
- Bei Symptomen vor allem auf dem Milz-Meridian: Taille und Brust, oberes Abdomen, zusammen mit Nacken und beidseits der Trachea, Lu 1 (zhōng fǔ), Lu 9 (tài yuān), Pk 6 (nèi guān, Di 4 (hè gǔ), Ma 36(zú sān Iǐ).
- Bei Symptomen vor allem im Nieren-Meridian: Beidseits der Wirbelsäule, die vorderen und hinteren Interkostalräume mit Betonung der Taillengegend, das Os sacrum, beide Seiten des 1. bis 5. Brustwirbels, N 27 (shū fǔ) zusammen mit den beiden Seiten der Trachea, das obere Abdomen, KG 6 (qì hǎi), KG 17 (dàn zhōng) und tastbare Verquellungen.
Beklopfen von Punkten und Körperregionen
Auf der Körperoberfläche werden Gebiete von 0,5 bis 1,5 cm Durchmesser wenigstens 20mal, meistens 40- bis 50mal beklopft. Dies macht man an der Wirbelsäule an beiden Seiten von oben nach unten entlang dreier Linien an jeder Seite, wobei die erste Linie 1 cm lateral der Wirbelsäule liegt, die zweite Linie 2 cm lateral und die dritte 3 bis 4 cm lateral. An den beiden Seiten der Trachea beklopft man in drei Linien von oben nach unten. Die großen und kleinen Handballen beklopft man jeweils dreimal. In den Interkostalräumen klopft man in zwei Linien von medial nach lateral oder umgekehrt.
Verlauf und Manipulation
Während eines Asthmaanfalls gibt man zwei bis drei Behandlungen täglich und stimuliert kräftig. Zwischen den Anfällen ist eine Behandlung am Tag ausreichend, wobei 15 Sitzungen einen Therapiezyklus bilden. Dabei stimuliert man mäßig stark. Es wird zwischen den Therapiezyklen eine Pause von 14 Tagen benötigt. Danach variiert man die Behandlung je nach dem Verlauf der Erkrankung. Wenn die Anfälle unter Kontrolle gebracht werden können, kann man die Behandlung bis zur nächsten Anfallssaison aussetzen.
Fallbeispiel: Asthma
Ein achtjähriger Junge hatte seit mehr als zwei Jahren rezidivierende Asthmaanfälle. Anfänglich kamen die Anfälle meistens im Winter, aber später in allen Jahreszeiten. Auslösend waren Wetterwechsel, Erschöpfung oder der Verzehr von Eiern. Zu Beginn konnte er eine Erleichterung der Symptomatik durch Ephedrin und Aminophyllin erreichen. Aber später hatten diese Medikamente keinen Effekt mehr. Der Anfall, der ihn in die Klinik führte, hatte drei Tage vorher begonnen. Er war schon mit antiasthmatischen Medikamenten ohne Erfolg behandelt worden.
Bei der Untersuchung hatte er einen apathischen Gesichtsausdruck und eine fahle Gesichtsfarbe, den Mund geöffnet, die Schultern angehoben. Er hatte Atemnot, klagte über ein Völlegefühl in der Brust. Er war zyanotisch, hatte Rasselgeräusche in der Luftröhre und keinen Appetit. Der Puls war schwebend und leicht beschleunigt (fú xiǎo shuò). Der Zungenbelag war dünn und fettig.
Über der ganzen Lunge hörte man Giemen. Mit der Pflaumenblütennadel wurde er behandelt über der Brust, in der Taillengegend, an beiden Seiten der Trachea, am Nacken, an den hinteren und vorderen Interkostalräumen, unterhalb vom Xiphoid und an den Handballen sowie an den Punkten Lu 6 (kǒng zuì), Lu 9 (tài yuān) und KG 22 (tiān tú). Nach dem Beklopfen waren die Asthmasymptome gemildert. Die Behandlung wurde nach einer Stunde wiederholt, und anschließend waren die Symptome stark vermindert.
Bei dem nächsten Behandlungszyklus wurden folgende Gebiete beklopft: Thorax, Taille, beide Seiten der Trachea, vordere und hintere Interkostalräume, die Punkte Lu 6 (kǒng zuì), Lu 9 (tài yuān) und KG 12 (zhōng wǎn). Die Symptomatik verminderte sich weiterhin. Ein weiterer Zyklus wurde nun gegeben, um den Effekt zu konsolidieren. Dann war der Junge deutlich kräftiger und mental gefestigter. Er hatte keinen Rückfall innerhalb der nächsten zwei Jahre und konnte auch wieder Eier essen.