Punktauswahl
An folgenden Stellen werden die Verbindungsgefäße gestochen, bis Blut austritt: Die Temporalregion der betroffenen Seite, die Region hinter dem Ohr und Bl 2 (zǎn zhú).
Zusätzliche Behandlung
- Bei Kopfschmerzen akupunktiert man zusätzlich LG 20 (bǎi huì),
- bei subkutanen Blutungen Le 3 (tài chōng),
- bei eitrigen Sekretionen LG 14 (dà zhuī),
- bei Verstopfung Bl 25 (dà cháng shū),
- bei Trockenheitsgefühl im Pharynx und auf der Zunge N 6 (zhào hǎi).
Manipulation
Wenn variköse Venen in der Temporalregion zu sehen sind, kann man diese direkt punktieren. Wenn man keine sieht, massiert und klopft man in der Region erst, bis die Venen anschwellen. Auch die Ohrmuscheln müssen zuerst massiert werden. In der Umgebung der Punkte N 6 (zhào hǎi) und Le 3 (tài chōng) finden sich meistens erweiterte Venen, die man punktieren kann. Falls nicht bindet man mit einem Gummi oberhalb des Punktes die Extremität ab, um eine Venenstauung zu erzeugen. An den Punkten LG 20 (bǎi huì) und Bl 2 (zǎn zhú) punktiert man zuerst und quetscht dann etwas Blut heraus. An den Punkten LG 14 (dà zhuī) und Bl 25 (dà cháng shū) schröpft man nach dem Punktieren.
In schweren Fällen kann man eine bis zwei Behandlungen am Tag durchführen, in leichten Fällen ist eine tägliche Behandlung ausreichend. Zwei bis fünf Behandlungen sind insgesamt ausreichend. In milden Fällen wird sich der Schmerz unmittelbar nach der Behandlung legen, und die Rötung gelindert sein. In schweren Fällen wird man eine Besserung nach zwei bis fünf Behandlungen erreichen. Auch bei eitriger Sekretion kann man in dieser Weise behandeln und eine Besserung der Situation und eine Verkürzung des Krankheitsverlaufes erreichen.
Fallbeispiel: Akute Konjunktivitis
Ein 32jähriger Mann litt seit drei Tagen an akuter Konjunktivitis. Am ersten Tag konnte er noch einigermaßen arbeiten. Jedoch waren am zweiten Tag der Erkrankung seine Augen so zugeschwollen, dass er sie nur nach Auswaschen mit warmem Wasser etwas öffnen konnte. Er war lichtscheu und hatte heftige Kopfschmerzen, einen bitteren Geschmack im Mund und trockenen Stuhl. Bei der Untersuchung waren seine Augen mit eitrigen Sekreten bedeckt, der Puls war gespannt und beschleunigt (xián shuò), er hatte einen gelben Zungenbelag und kaum Speichel im Mund.
Die Behandlung musste die Hitze in Leber und Gallenblase klären sowie das pathogene Feuer ausleiten (qīng gān dǎn rè ér xiè huǒ xié). Die Gefäße in der Temporalregion waren varikös und konnten daher direkt mit der dreikantigen Nadel punktiert werden. Es wurden 4 ml Blut abgelassen. Die Ohrmuscheln wurden massiert, um die Venen zu füllen, und dann wurden 0,5 ml Blut abpunktiert. LG 20 (bǎi huì) und Bl 2 (zǎn zhú) wurden punktiert und 0,5 ml Blut herausmassiert. Der Unterschenkel wurde mit einer Gummibinde gestaut und 3 ml Blut abgelassen. An den Punkten LG 14 (dà zhuī) und Bl 25 (dà cháng shū) wurde punktiert und jeweils 1,5 ml Blut abgelassen.
Nach der Akupunktur waren die Kopfschmerzen gelindert, und der Patient konnte Licht besser ertragen. Er konnte die Augen einige Minuten lang öffnen. Am zweiten Tag hatte er Stuhlgang und keinen trockenen Mund mehr. Auch die eitrige Sekretion war gelindert. Er konnte die Augen fünf bis zehn Minuten lang öffnen. An beiden Temporalregionen wurden 2 ml Blut abgelassen. Hinter dem Ohr wurden Verbindungsgefäße punktiert und am Punkt LG 14 (dà zhuī) wurden 0,5 ml Blut abgelassen. Am dritten Tag war die Rötung des Auges und die eitrige Sekretion weiter rückläufig. Er konnte die Augen nun 10 bis 20 Minuten lang öffnen. Nach einer weiteren Behandlung waren seine Beschwerden weitgehend gebessert.