Zur Behandlung von Rückenschmerzen (Lumbago) beschreiben wir im Folgenden zwei verschiedene Behandlungsmethoden: Zum einen die Akupunktur am Punkt LG 26 (rén zhōng), der in der Mittellinie des Körpers auf dem Lenkergefäß liegt. Zum anderen die Behandlung von gegenüberliegenden Punkten auf dem Bauch. Im Folgenden jeweils ein Beispiel für die beiden Methoden.

1. Akupunktur bei Rückenschmerzen am Punkt LG 26 (rén zhōng).

Eine 27jährige Frau hatte seit zwei Monaten Rückenschmerzen. Diese zogen in der Mittellinie des Rückens von kranial nach kaudal und waren am stärksten im Sitzen. Sie konnte den Rumpf nicht beugen. Nur unter Festhalten an Gegenständen und mit großer Anstrengung konnte sie sich aus der Hocke aufrichten. Bisher war sie ohne Erfolg behandelt worden.
Dieser Punkt wird von kaudal nach kranial in einem Winkel von 30° 3 fěn tief gestochen. Dann lässt man den Patienten in die Hocke gehen und rotiert die Nadel nicht weiter als 90° in beide Richtungen etwa sieben Mal. Anschließend soll der Patient aufstehen und den Rücken mehrfach nach links und rechts drehen. Dies wiederholt man sieben Mal. Die genannte Patientin konnte nach zwei Sitzungen ohne Hilfe aus der Hocke aufstehen und war beschwerdefrei.

2. Behandlung bei Rückenschmerzen von Punkten auf dem Bauch

Ein 40jähriger Chauffeur hatte auf beiden Seiten so heftige Rückenschmerzen, dass er nicht arbeiten konnte. Er hatte erfolglos seit drei Monaten Akupunktur und Moxibustion sowie mehr als 200 Portionen von Dekokten bekommen.

Bei der Untersuchung sahen wir einen kräftigen Patienten mit etwas dunkler Gesichtsfarbe, die Zunge war feucht und ohne Belag, der Puls schwebend und weich (fú rú), besonders in der proximalen Position auf beiden Seiten. Er musste sehr viel klaren Urin lassen. Die Diagnose lautete: Lumbago aufgrund einer rheumatischen Erkrankung.

Die Behandlung erfolgte nach folgender Systematik: Man lässt den Patienten auf dem Bauch liegen und markiert den Hauptschmerzpunkt. Dann lokalisiert man den Punkt LG 4 (mìng mén), der genau gegenüber des Nabels liegt. Nun misst man den Abstand des Schmerzpunktes von LG 4 (mìng mén) und seine Lageziehung dazu (zum Beispiel kaudal und rechts). Dann soll sich der Patient auf den Rücken drehen.

Wenn beispielsweise der Hauptschmerzpunkt 5 cm kaudal von LG 4 (mìng mén) und mittig liegt, wird der Punkt 5 cm unterhalb des Nabels genadelt. Liegt der Schmerzpunkt 3 cm rechts lateral und 4 cm nach kaudal, so wird der Punkt 3 cm rechts lateral und 4 cm nach kaudal vom Nabel akupunktiert.

Man benutzt eine 2,5 cùn lange dünne Nadel und akupunktiert 1,5 cùn tief. Wenn die Nadel gezogen ist, lässt man den Patienten sich wieder auf den Bauch drehen und überprüft die Schmerzhaftigkeit des Hauptschmerzpunktes.

Bei dem genannten Patienten war nach einer Behandlung der Schmerz deutlich gelindert. Er wurde täglich behandelt. Am dritten Tag kam er schon mit dem Auto zur Behandlung und hatte nur noch leichte Beschwerden. Der ursprüngliche Schmerzpunkt war verschwunden und ein anderer war aufgetaucht. Dasselbe Behandlungsprinzip wurde angewendet und die Beschwerden des Patienten besserten sich wesentlich.

Die Mittellinienleitbahnen Konzeptionsgefäß und Lenkergefäß liegen sich am Körper gegenüber. Ebenso verhält es sich mit der Nierenleibahn und den huá tuó jiā jǐ-Punkten sowie der Magenleitbahn und den Leitbahnen Milz und Leber in Bezug auf die innere bzw. äußere Blasenleitbahn. Eine Leitbahn benötigt einen bestimmten Raum im Körper und hat immer Verbindungen zu seiner Nachbarleitbahn. So kann man auch die ventral und dorsal liegenden Leitbahnen als benachbart betrachten. Aufgrund er Verbindungen zwischen benachbarten Leitbahnen kann man mit der Akupunktur gegenüberliegender Punkte Schmerzen behandeln. Man stützt sich dabei auf das Prinzip von yīn und yáng.

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